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Die FDP hat sich 18% zum Ziel gesetzt, die SPD hat sie souverän erreicht, sogar in Bayern.
Am 21.9. fanden in Bayern Landtagswahlen statt. Das Wahlergebnis brachte mit 61% wegen der vielen Stimmen für kleine Parteien eine Zweidrittel-Mehrheit für die CSU. Die SPD erreicht 19 Prozent. Teschtirp macht sich darüber seine Gedanken:
18.05 Uhr. Das kann doch nicht wahr sein! Dass es nicht besonders gut ausgehen wird, war mir schon klar. Der DGB hat ja die potentiellen SPD-Wähler der CSU in die offenen Arme getrieben. Aber so brutal hab ich es nicht erwartet. Wird jetzt die Verfassung geändert und Stoiber zum König gekrönt?
20.30 Uhr. Ich sitze vor dem Fernseher und schau Dieter-Thomas Heck und zur Strafverschärfung lass im Videotext im Hintergrund ich die Wahlergebnisse stehen, außerdem weiß ich im Keller von einer alten Rotweinflasche aus Südtirol, deren Zwillingsbruder schon lange sauer geworden ist. Die hab ich mir heute aufgemacht und trink sie jetzt. - Wenn schon Masochismus, dann richtig.
21.00 Uhr. Meine Frau kommt nach Hause, sie hat als Wahlvorstand die Stimmen gezählt. Aus dem katastrophalen Ergebnis in der Gemeinde Transvesting hat sie bereits richtig auf den bayernweiten Wahlausgang geschlossen. Sie fragt, ob es wirklich dieses Fernsehprogramm sein muss, und schenkt sich ein Glas Wein ein. Jetzt nervt sie auch noch, warum ich den Wein nicht wegschütte. Ich glaub, heut nacht kann sie in ihrem Bett bleiben. - Wenns ma scho beschissn geht, dann glei gscheid.
21.30 Uhr. Ich kratz meinen letzten Humor zusammen, geh ans Internet und schreibe in ein Forum folgenden Text:
21.45 Uhr. Da schreibt mir tatsächlich einer zurück:
22.00 Uhr, ich erklär ihm, dass er damit keine Chance hat, in Bayern kenne man sich da aus: CSU-Leute erkennt man, wahrscheinlich an den roten Äderwerk im Gesicht, am Bier-Deo und am Aufkleber am Auto.
22.15 Uhr. Das Volk nimmt Rot-Grün den Reformkurs übel, weil dadurch auf den Bürger Mehrbelastungen zukommen. Aber genau die, denen die Reformen nicht weit genug gehen, also noch mehr Belastungen fordern, erzielen Stimmenzuwachs.
22.30 Uhr. Was solls, schlimmer kann es schon gar nicht mehr kommen:
22.45 Uhr. Aber wenn die CSU ein paar Prozente weniger bekommen hätte, hätte man wenigstens etwas Hoffung, dass vielleicht doch noch irgendwann mal auch in Bayern so etwas wie demokratische Verhältnisse einkehren.
23.00 Uhr. Hans-Jochen Vogel sagt im Radio, dass bei der SPD irgendwann mal eine "3" vorne stehen wird. Ja, mag sein, aber dann scheitern sie ja an der 5%-Hürde.
Nachdem die CSU die Wahlen für sich entschieden hat, kündigt Ministerpräsident Stoiber an, dass er im Bildungsbereich noch mehr sparen will.
Ja, fragt man sich, reicht es denen denn nicht, wenn die CSU 61% der Stimmen bekommt?
Ab jetzt ist es nicht mehr nötig, dass Festplatten verschwinden. -
Ab jetzt hat Bayern die Möglichkeit ein absolut notwendiges Gesetz zu schaffen, das allen CSU-Mitgliedern präventiv Straffreiheit zubilligt.
Wenn ich nun straffällig werde und dann einfach behaupte, ich sei CSU-Mitglied - fällt der zusätzliche Strafbestand der damit verbundenen Tiefstapelei dann bereits rückwirkend unter diese Form der Amnestie?
Außerdem muss ich ihm erklären, dass er den Begriff "Amnestie" falsch verwendet habe. Amnestie bedeutet Begnadigung nach einer Verurteilung. So weit wird es die CSU in Zukunft gar nicht kommen lassen, alle Mitglieder werden wohl die Immunität und somit die Narrenfreiheit bekommen.
Das kapier ich nicht.
Das Verfassungsgericht ist schon voll in CSU-Hand, ebenso Rundfunkrat, die leitenden Positionen in Schulen, Gerichten, Ämtern... Und die Kreuze sind auch nur aus wenigen Klassenzimmern verschwunden. Bei der CSU wird betrogen, bestochen, getrickst, Stimmen werden gekauft, da säuft man und baut im Suff tödliche Unfälle, das Volk wird belogen nach Strich und Faden. CSU-Funktionäre stehen doch ständig mit einem Bein, wenn nicht gar mit zwei, im Gefängnis. In Stadelheim kann doch schon eine Ortsgruppe der CSU gegründet werden. Eine Steigerung ist da schon gar nicht mehr vorstellbar.
Wenigstes ein Trost.
Man hätte das Gefühl, dass Bayern doch nicht das Hinterletzte ist.
Ich geh ins Bett. Bayern, guat Nacht.