GEW auf dem Holzweg
Satirische Radl-Wallfahrt nach Tuntenhausen Helmut Pritschet, Mathematiklehrer am Gymnasium Elkofen und GEW-Vorstandsmitglied im Kreisverband Rosenheim, nennt sich gerne einen Zwangssatiriker und begründet dies mit seinen Beobachtungen und Erfahrungen in seinem Wohnort Tuntenhausen, die er bereits auf zahlreichen Veranstaltungen einem amüsierten Publikum zum Besten gab. GEW-Kreisvorsitzender Andreas Salomon hatte ihn eingeladen, über seinen Heimatort zu berichten.
Die große Radlergruppe erlebte ein Ereignis der ganz besonderen Art. Über Karo, Jarezöd, Hilperting und Brettschleifen ging es zum Zielort Tuntenhausen und ob es ein Wirtshaus oder eine Kirche war, ein Rathaus oder eine Schule, an den unterschiedlichsten Orten wurde angehalten und über bayerisches Brauchtum im Allgemeinen und die Lebens- und Denkweise der Tuntenhausener im Besonderen nachgedacht.
Da ist z.B. die große Bedeutung des Trachtenvereins und der enorme Ernst, mit dem hier Traditionen gepflegt werden. Natürlich lässt es Pritschet sich nicht nehmen, darauf zu verweisen, dass es innerhalb des bayerischen Trachtenverbands auch die Schwu-Plattler gibt, die aber leider in Tuntenhausen bisher noch nicht Fuß fassen konnten. Und auch die Gebirgsschützen werden angesprochen, die das "Non-Plus-Ultra eines Trachtenvereins stellen" und gerne auftreten, wenn in Bayern "ein afrikanischer Despot" zu Gast ist. "Beide sind schwarz, die einen außen, die anderen von innen."
Pritschet und Orlowski lesen ihre Texte nicht einfach ab, sondern schlüpfen jeweils in die Rollen der Betroffenen und führen ihre Gedanken und Vorstellungen zur großen Freude der Anwesenden in passenden Gewändern mit dazugehöriger Stimmlage und entsprechender Gestik auf. Da wird ein Feuerwerk von Pointen abgebrannt, da wechseln blanke Ironie und nüchterne Kritik, dass die Atmosphäre manchmal geradezu beklemmend wird, aber immer wieder durch übersprühenden Witz sich belebt und in große Heiterkeit aufgelöst wird. Natürlich werden die Wallfahrer nicht ausgespart, die mit Bussen nach Ostermünchen gebracht werden. "Die Strecke von 2 Kilometern nach Tuntenhausen reicht dann gerade für einen Rosenkranz." Und um sich die Strecke richtig einzuteilen: "Erfahrende Wallfahrer orientieren sich bei den Gebeten an den für die Autofahrer angebrachten Katzenaugen." Ob es wirklich stimmt, dass die Tuntenhausener Gastronomie mehr Zuspruch erfährt als die Wallfahrtskirche, sei dahingestellt. Dass auch der Devotionalienhandel nicht unerwähnt bleiben darf, ist aber schon fast selbstverständlich: "der Papst im Muschelrahmen oder die Mutter Gottes --Patrona Bavariae - in einer Käseglocke, in der es schneit, wenn man sie umdreht."
"Wo konn I mi zu Hause fühlen? |