GEW Rosenheim auf dem Holzweg

Pressemitteilung von Lothar Walter

Satirische Radlwallfahrt nach Tuntenhausen

Tuntenhausen, Ziel von unpolitischen Wallfahrern und Ort männer(vereins)-politischer Manifestationen, wurde von der Rosenheimer Lehrergewerkschaft GEW für eine satirische Radlwallfahrt auserwählt. Die Gymnasiallehrer Helmut Pritschet, in der Gemeinde wohnhaft und darob zum "Zwangssatiriker" geworden, und Wolfgang Orlowski als sein kongenialer Partner führten die sportive wie kunstsinnige Gewerkschafterschar auf einen "Holzweg in 14 Stationen" von Kolbermoor nach Tuntenhausen und brachten an "Originalschauplätzen" satirische Texte "in und aus Tuntenhausen wider den provinziellen Kleingeist und frömmelnde Scheinheiligkeit" zur Aufführung.

Am Ausgangsort Kolbermoor wünschte Kreisvorsitzender Andreas Salomon geistige Erbauung und politische Erleuchtung auf dieser etwas ungewöhnlichen Wallfahrt mit 14 Holzwegstationen, aber Satire dürfe bekanntlich Alles, so Salomon. Das Stichwort zum Auftaktsketch war damit gefallen und Pritschet und Orlowski gaben lustige Spötteleien über die Wortkette Tuntenhausen-Männerverein zu Besten. Denn ein Männerverein aus Tuntenhausen habe wirklich nichts mit einer Love Parade gemein, auch wenn zitierte Gästebucheintragungen aus der ominösen Internetseite "Transvesting" auf ein "geiles Dorf" schließen ließen.

An einem hölzernen Wegkreuz nahm Pritschet das "Kreuz als Symbol der Toleranz" gehörig auf die satirischen Hörner. Sein bayerischer Dialekt ließ manche harte Aussage in einem milderen Ton erklingen, so wenn er den Toleranzgehalt dieses christlichen Symbols generell in Abrede stellte. Da sei bei ihm ein "genetischer Gefühlsdefekt", wenn sich bei ihm automatisch die Assoziation Kreuz - Kreuzzug und Inquisition einstelle. Es sei halt "a Kreiz mitm Kreuz".

Vor dem Wegkreuz bei Jarezöd gingen Pritschet und Orlowski den Spuren "eines Heiligen namens Marx" nach. Ein zukünftiger Erdenbürger soll, so wünscht es die Verwandschaft, auf den Namen eines Heiligen getauft werden. Der Vater (Orlowski), ein nichtgläubiger Marxist, will den Sohn, als äußerstes Zugeständnis, auf den Namen Marx taufen lassen und will dafür das Einverständnis des Pfarrers (Pritschet, im Talar). Der denkt, wie auch das Publikum, an den "Marx mit dem Kapital" und schlägt "Max" vor, denn den heiligen Maximilian habe er mehrfach im Angebot. Der sture Vater meint aber tatsächlich den "heiligen Marx" und verweist auf einen Stadtplan von Wien, wo es tatsächlich einen Stadtteil mit einem berühmten Friedhof gibt, der "Sankt Marx" heißt. Sei etwas nach Sankt Marx benannt, dann müsse es auch, so die satirische Logik, einen Heiligen namens Marx und nicht nur den Revolutionär geben und beide, Pfarrer wie Vater, könnten zufrieden sein. Sollte sich da jemand zu Zeiten des roten Wiens einen Jux erlaubt haben? Am Ende der Szene gaben die Darsteller den verdutzten GEWallfahrern des Rätsels Lösung: Den Friedhof des heiligen Markus, englisch Saint Mark's, verballhornten die Wiener zu Sankt Marx!

Orlowski im Talar parodierte an der Kirche zu Hilperting einen bekannten Pfarrer aus der Gemeinde Tuntenhausen. Er pries das Wunder der Vermehrung von Kleinstlebewesen "in unserem Weihwasserbecken", was bei normalem, ungeweihtem Leitungswassser nicht auftrete. Das Wunder sei förmlich mit Händen zu greifen und die Aufnahme des unerklärlichen Vorgangs in das Mirakelbuch der Wallfahrtskirche Tuntenhausen sei in Bälde zu erwarten. Orlowskis todernste Miene und seine akzentuierte Betonung ließen alle Zweifel am Wunder verblassen.

Nach weiteren Halten, unter anderem auch beim Dielt-Kreuz in Zell, und Sketchen, so auch zur Frage, warum Gauweiler nicht Vorsitzender des katholischen Männervereins werden könne, erreichten die radelnden GEWallfahrer das Ziel ihrer sportlichen Mühen und bestaunten die Votivtafel der Familie Lobkowicz in der Wallfahrtskirche zu Tuntenhausen, gestiftet für, "Maria sei Dank", die prachtvolle Generalsanierung des Schlosses nach dem verheerenden Unwetter von 2003. Dass der Mutter Gottes gedankt werde, wo doch ganz irdisch die Feurwehr den Schaden begrenzte und die Versicherung den Schaden beglich, erzürnte den Satiriker Pritschet und spornte ihn zu einer Predigt wider Kleingeisterei und Bigotterie an.

Nach einer mehrstündigen Radtour mit vierzehn Szenen über Holzwege menschlichen Kleingeistes und Kleinmuts dankte GEW Kreisvorsitzender Andreas Salomon den beiden Darstellern für die mühevolle Kleinarbeit der Vorbereitung und den gekonnten Vorführungen, was durch kräftigen Applaus der GEWler unterstützt wurde.

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