Überlegungen nach einer wahren Begebneheit.

Mi plagt seit längerer Zeit a Problem. I woaß ned, soll i's Schuld nenna, oda schlechts Gwissn, oda, i waoß ned. I erzähl eich einfach wias war: Es warn 10 bis 15 Leid um an Tisch rum gsessn, etliche ham se an dem Amd as erste Mol gseng. Alkohol is in Maßn drunga worn, erkennbar bsoffn war koana. Irgendwann is as Thema auf Homosexuelle kemma und dann erzählt oana, Akademiker und bekennender Christ, folgende Gschicht: Mich plagt seit längerer Zeit ein Problem. Ich weiß nicht, soll ich es Schuld nennen, oder schlechtes Gewissen, oder, ich weiß nicht. Ich erzähle euch einfach wie es war: Es waren 10 bis 15 Leute um einen Tisch herum gesessen, etliche haben sich an diesem Abend das erste Mal gesehen. Alkohol ist in Maßen getrunken worden, erkennbar betrunken war keiner. Irgendwann ist das Thema auf Homosexuelle gekommen und dann erzählt einer, Akademiker und bekennender Christ, folgende Geschichte:
"Mei Tochta is mid da Schui noch Griechenland gflong. I hob unsa Tochta mid meina Frau an Flughafn naus brocht, wo se olle Teilnhehma troffa ham. Und wia se olle von ihre Angehörign verabschiedet ham, is mia oana afgfolln, der war schwul und hod se mid Bussl von seim Freind verabschiedet. Und wias olle weg warn, frogt me genau der, ob en midn Auto ind Stod midnehma ko. A Schwula, frogt grod mi, stellts eich des vor. Also, hinta mi hob i'n ned sitzn lassn. Ma woaß ja ned." "Meine Tochter flog mit ihrer Schule nach Griechenland. Ich brachte unsere Tochter mit meiner Frau an den Flughafen, wo sich alle Teilnehmer trafen. Und als sich alle von ihren Angehörigen verabschiedeten, fiel mir einer auf, der schwul war und sich mit einem Kuss von seinem Freund verabschiedete. Und wie alle weg waren, fragt mich genau der, ob ich ihn mit dem Auto in die Stadt mitnehmen könnte. Ein Schwuler, fragt gerade mich, stellt euch das vor. Also, hinter mich hab ich ihn nicht sitzen lassen. Man weiß ja nicht."
So weid de Gschicht. Als Erstes hob i mi ja gfrogt, ob ma oam sexuelle Übagriffe untastelln deaf, bloß weil er homosexuell is. Hätt er Angst um sei Frau ghabt, wenn des a Hetero gwen waar? Angst vot Homosexuelle ham, oba seine Kinda ind Kirch schicka! Also, i hätt mehr Angst ghabt, wenn i meine Töchter der Fürsorge von dene übalassn hätt, de se zua a Keuschheit vapflichtet ham.

I hob nix gsogt, i hob mi oba so gärgert, dass i de Gsellschaft verlassn hob. Und genau des ärgert mi etzt imma no, des lasst mia koa Ruah, des verfolgt mi. Warum hob i des durchgeh lassn, aa wenns vielleicht bloß als Witz gmoant war? Vielleicht hob i grod so vui Alkohol ghabt, wo man no einigermaßn denga konn, oba nimma grod argumentiern, so dass i liaba staad war. Vielleicht wollt i aa bloß koan Streit. Daweil waars so leicht gwen, da Konstantin Wecker erklärt uns in oam von seine bestn Liada genau, was ma in der Situation macht, er singt nämlich:

So weit die Geschichte. Als Erstes hab ich mich ja gefragt, ob man jemandem sexuelle Übergriffe unterstellen darf, nur weil er homosexuell ist. Hätte er Angst um seine Frau gehabt, wenn es ein Hetero gewesen wäre? Angst vor Homosexuelle haben, aber seine Kinder in die Kirche schicken! Also, ich hätte mehr Angst gehabt, wenn ich meine Töchter der Fürsorge von denen überlassen hätte, die sich zur Keuschheit verpflichtet haben.

Ich hab nichts gesagt, ich hab mich aber so geärgert, dass ich die Gesellschaft verlassen habe. Und genau das ärgert mich jetzt immer noch, das lässt mir keine Ruhe mehr, das verfolgt mich. Warum hab ich das durchgehen lassen, auch wenn es vielleicht nur als Witz gemeint war? Vielleicht hab ich gerade so viel Alkohol gehabt, um noch einigermaßen denken zu können, aber nicht mehr gerade argumentieren kann, so dass ich besser still war. Vielleicht wollte ich nur keinen Streit. Dabei wäre se so leicht gewesen, Konstantin Wecker erklärt uns in einem seiner besten Lieder genau, was man in der Situation macht, er singt nämlich:

Und wenn sie in deiner Schule
Plötzlich lästern über Schwule,
Sage nein!
Da Konstantin Wecker geht in seim Lied zwar davon aus, dass Schüler san, de genga Schwule lästern. Es war oba a Akademiker, der se ned zu blöd is, sich af des Nivo von am Schüler zu begebn, wenns drum geht, Mindaheiten olle Schlechtigkeitn zu untastelln. Klar, andre lästern aa üba Schwule, oba von am Akademika hätt i scho mehr Nivo erwart, bsonders wenn er se als Christ fia wos bessas holt.

Mensch Konstantin, es waar doch so leicht gwen, einfach "nein" song. Und i lass diesm selbsternanntn Gutmenschen de Hetzerei duachgeh.

Im Abendland is scho imma gega olle gehetzt, de anders warn. De Judn beispielsweis hod ma untastellt, dass christliche Kinda essn. Des is genau so abwegig wia de Befürchtung, dass man durchn Autositz vergewaltigt wird.

Konstantin Wecker geht in seinem Lied zwar davon aus, dass es Schüler sind, die gegen Schwule lästern. Es war aber ein Akademiker, der sich nicht zu blöd ist, sich auf das Niveau eines Schülers zu begeben, wenn es darum geht, Minderheiten alle Schlechtigkeiten zu unterstellen. Klar, andere lästern auch über Schwule, aber von einem Akademiker hätte ich schon mehr Niveau erwartet, besonders wenn er sich als Christ für etwas besseres hält.

Mensch Konstantin, es wäre doch so leicht gewesen, einfach "nein" sagen. Und ich lasse diesem selbsternannten Gutmenschen die Hetzerei durchgehen.

Im Abendland ist schon immer gegen alle gehetzt worden, die anders waren. Den Juden beispielsweise hat man unterstellt, dass sie christliche Kinder essen. Das ist genau so abwegig wie die Befürchtung, dass man durch einen Autositz vergewaltigt wird.

Und as End vom Lied, de Nazis hams vergast, olle hams vergast, de Judn und de Homosexuelln, de Kommunistn und de Sozialdemokratn. Und drum miassn mia dafia sorgn, dass des as Ende vom Lied bleibt, und dass des ned scho wieda ofangt. Oba do kemma scho wieda so katholische Unwürdenträga aus Rom daher, de den Volksentscheid in Irland zur gleichgeschlechtlichen Ehe als a Niedalage fia de Menschheit bezeichnen. Im gleichn Atemzug jammans oba üba de Christenverfolgung. De solln se amol drum kimmern, wen sie ois verfolgn und in Selbstmord treim.

Manchmol hob i den Eindruck, wenn ma scho af da Lohnsteierkartn mid da Kirchensteuer bestätigt kriagt, dass ma zu de Guadn ghert, dann konn ma se scho a wenig wos alaum. Do konn ma scho amol a Bestechungsgeld o nemma, do konn ma scho amol bei da Dokta-arbat schummeln, do konn ma scho amol Mindaheitn diffamiern. De andern kenna se des garned alaum, do schaut ma nämlich genaua hi.

De älteste homophone Quelle in unserer Kultur is wohl 3. Mose 18:22. Dort steht: "Du sollst nicht bei Knaben liegen wie beim Weibe." Beim Knabe? Ja, do geht's ja garned um Homosexuelle. Do san de Kinderschänder in da Sakristei gmoand. Hod des da Moses damals scho gwusst? Is er doch a Prophet? Den Evangelisten nach zu urteilen hod se Jesus Christus ned fia de Homosexuellen intressiert. Bei de Griechn war Homosexualität ganz normal, bis dann so a fanatischa Psychopath daher kemma is und Briaf an de Korintha gschriem hod. Der hod sogar den Tod für Homosexuelle gfordert. Des is doch nimma zeitgemäß, weda de Todesstraf no des Verbot der Homosexualität. Des is doch aus a Zeit, als der Mensch zwoatausnd Jahr näha am Affn war.
Und das Ende vom Lied, die Nazis haben sie vergast, alle haben sie vergast, die Juden und die Homosexuellen, die Kommunisten und die Sozialdemokraten. Und darum müssen wir dafür sorgen, dass das das Ende vom Lied bleibt, und dass das nicht schon wieder anfängt. Da kommen aber schon wieder so katholische Unwürdenträger aus Rom daher, die den Volksentscheid in Irland zur gleichgeschlechtlichen Ehe als Niederlage für die Menschheit bezeichnen. Im gleichen Atemzug jammern sie aber über die Christenverfolgung. Die sollen sich einmal darum kimmern, wen sie alles verfolgen und in den Selbstmord treiben.

Manchmal hab ich den Eindruck, wenn man schon auf der Lohnsteuerkarte mit der Kirchensteuer bestätigt bekommt, dass man zu den Guten gehört, dann kann man sich schon ein wenig mehr erlauben. Da kann man schon einmal ein Bestechungsgeld annehmen, da kann man schon einmal bei der Doktor-Arbeit schummeln, da kann man schon einmal Minderheiten diffamieren. Die anderen können sich das gar nicht erlauben, da schaut man nämlich genauer hin.

Die älteste homophobe Quelle in unserer Kultur ist wohl 3.Mose 18:22. Dort steht: "Du sollst nicht bei Knaben liegen wie beim Weibe." Beim Knabe? Ja, da geht es ja gar nicht um Homosexuelle. Da sind die Kinderschänder in der Sakristei gemeint. Hat das Moses damals schon gewusst? Ist er doch ein Prophet? Den Evangelisten nach zu urteilen hat sich Jesus Christus nicht für die Homosexuellen interessiert. Bei den Griechen war Homosexualität ganz normal, bis dann so ein fanatischer Psychopath daher gekommen ist und Briefe an die Korinther geschrieben hat. Der hat sogar den Tod für Homosexuelle gefordert. Das ist doch nicht mehr zeitgemäß, weder die Todesstrafe noch das Verbot der Homosexualität. Das ist doch aus einer Zeit, als der Mensch zweitausend Jahre näher am Affen war.

Friara war des anders. So a Herrscher der hod Untertanen braucht, oanaseits als Steierzahla, andrerseits als Kanonenfuada. Kanonen hods damals no ned gem oba Tode im Kriag und drum wars wichtig, dass seine Untertanen vui Kinder gmacht ham. Und drum hod ma's zur Sünde erklärt, wenn a Mo sein Sama vageudet hod, aufn Bodn oda im Arsch von am andern. Do hod ma sogar bei de Pfaffn, bei den Bischhöf und sogar beim Papst a Aug zuadruckt, wenn er a Kind gmacht hod. Bloß bei den unehelichn Kindern, do war am inkonsequent, unerbittlich hod ma dene olle Rechte verweigert. Wia gsogt, ma hod vui Kinda braucht, oba bei 7 Milliardn Menschn, wo de Erdn aus olle Nähtn platzt, is ja des nimma zeitgemäß. Damals scho. Des war a Gebot fia de Neandatala. Und de Faschistn hods grod in Kram passt. Faschistn und Neandertaler passen in de gleiche Schubladn, beide vom Kleinhirn, also von den Instinktn gsteiert, Verhaltensforscher wissen des.

Und wenn se de Zeitn ändern, konn ma ja schlecht song, dass der liebe Gott sei Meinung gändert hod, und drum hocka se de Pfarrisäer in Fernseh eine, setzn se da in de Schubladn zu Neandertaler und Faschistn eine und schimpfa in Diskussionsrundn af de Schwuln. Und wenn eana dann de Argumente ausgeha, kemmas mit "Gottes Wille" daher. Also, des wenn i her, kriag i an dickn Hols, so an dickn Hols und dann schrei i an Fernseh o:

"Du Depp, du woaßt an Scheiß, wos Gott wui.

Dei Gott sogt seit der Aufklärung eh nix mea. Entweder, du host Wahnvorstellungen, oder du liagst uns kaltblütig oo."

I woaß, mei Frau muaß wos ausholtn mid mia.

Oba, samm ehrlich, gibt's denn koane Glaubensbriada mid Hirn und Rückgrat, de solche Hetza as Mai stopfa?

Do miaß ma zamm holn, heid sans de Schwuln, moang sans de Atheistn und übamoang olle, de as Hirn eischaltn und as Mai afmacha. Und drum miaß ma "nein" song. Und des ärgat mi etzat, dass i damals de Gelegenheit vastreicha hob lassn, dass i nix gsogt hob, drum sog i etzt des, wos Konstantin Wecker fordert, nämlich

nein, nein, nein
Früher war das anders. So ein Herrscher brauchte Untertanen, einerseits als Steuerzahler, andrerseits als Kanonenfutter. Kanonen hat es damals noch nicht gegeben aber Tote im Krieg und darum war es wichtig, dass seine Untertanen viel Kinder machten. Und darum hat man es zur Sünde erklärt, wenn ein Mann seinen Samen vergeudet hat, auf dem Bodn oder im Arsch von einem anderen. Da hat man sogar bei den Pfaffen, bei den Bischhöfen und sogar beim Papst ein Auge zugedrückt, wenn er ein Kind gemacht hat. Bloß bei den unehelichen Kindern war man inkonsequent, unerbittlich hat man denen alle Rechte verweigert. Wie gesagt, man hat viel Kinder gebraucht, aber bei 7 Milliarden Menschen, bei denen die Erde aus allen Nähten platzt, ist das nicht mehr zeitgemäß. Damals schon. Das war ein Gebot für die Neandertaler. Und den Faschisten hat es gerade in den Kram gepasst. Faschisten und Neandertaler passen in die gleiche Schublade, beide vom Kleinhirn, also von den Instinkten gesteuert, Verhaltensforscher wissen das.

Und wenn sich die Zeiten ändern, kann man ja schlecht sagen, dass der liebe Gott sein Meinung geändert hat, und drum setzen sich die Pfarrisäer in den Fernseh, setzen sich da in die Schublade zu Neandertalern und Faschisten hinein und schimpfen in Diskussionsrunden auf die Schwulen. Und wenn ihnen dann die Argumente ausgehen, kommen sie mit "Gottes Wille" daher. Also, das wenn ich höre, dan bekommen ich einen dicken Hals, so einen dicken Hals und dann schrei ich den Fernseh an:

"Du Depp, du weißt einen Scheiß, was Gott will.

Dein Gott sagt seit der Aufklärung nichts mehr. Entweder, du hast Wahnvorstellungen, oder du lügst uns kaltblütig an."

Ich weiß, meine Frau muss etwas aushalten mit mir.

Aber, sind wir ehrlich, gibt es denn keine Glaubensbrüder mit Hirn und Rückgrat, die solchen Hetzern das Maul stopfen?

Da, müssen wir zusammen halten, heute verfolgen sie die Schwulen, morgen die Atheisten und übermorgen alle, die das Hirn einschalten und den Mund aufmachen. Und darum müssen wir "nein" sagen. Und es ärgert mich jetzt, dass ich damals die Gelegenheit verstreichen hab lassen, dass ich nichts gesagt habe, darum sag ich jetzt das, was Konstantin Wecker fordert, nämlich

nein, nein, nein.

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