Im 16. Jahrhundert wurden im Abendland die negativen Zahlen ganz zögerlich angenommen. In Bayern scheinen sie allerdings immer noch nicht angekommen zu sein.

Fragt man Schüler nach der Lösung der Gleichung

40+x=37
gibt es Schüler, die antworten, dass dies ja gar nicht gehe. Auf die Lösung
x= -3
kommen nicht immer alle Schüler, weil ihnen der Gebrauch von negativen Zahlen nicht geläufig ist.

Gerade die CSU beeinflusst das Verständnis der negativen Zahlen in besonders negativer Weise:

Auf ihrem Parteitag in Nürnberg (Parteitage in Nürnberg stehen offenbar immer noch unter einem unglücklichen Stern) bringt die CSU ihr Ziel, bei den nächsten Landtagswahlen mehr als 50% zu erreichen, auf die einfache Formel
50+x
Diese Partei, die seit Jahrzehnten für die Bildungspolitik in Bayern zuständig ist, suggeriert damit den Schülen und auch dem Volk, dass das Ergebnis der Rechnung
50+x
größer als 50 ist. Setzt man jedoch für
x= -3 , so ergibt 50+(-3)=47

Wenn nun die CSU so auftritt, als würden negative Zahlen nicht in ihr mathematisches Verständnis passen, kann man sich fragen, ob sie so dumm ist, oder ob sie das Volk für dumm verkaufen will, oder ob am Ende beides stimmt. Niemand braucht sich über die schlechten Pisa-Ergebnisse zu wundern, wenn die Macher der Schulpolitik ein derartiges Unverständnis der Mathematik an den Tag legen.

Wollen wir uns für die Verbreitung der negativen Zahlen auch in Bayern einsetzen, zeigen wir der CSU, dass

50+x
auch kleiner als 50 sein kann, ein negatives x wäre für Bayern äußerst positiv.

Es erfreut eigentlich immer wieder, wenn Parteien Neues versprechen:

Besonders dann, wenn dies in Bayern geschieht, wo die verkrusteten Strukturen nicht nur den Landtag beherrschen, sondern auch Einrichtungen, die der Neutralität verpflichtet wären, wie das bayerische Verfassungsgericht oder den Rundfunkrat. Wenn wir uns das Wahlplakat genauer ansehen,

stellen wir aber fest, dass es von denen ist, die seit mehr als 50 Jahren für diese verkrusteten Strukturen verantwortlich sind. Ja, fragt sich da der Bayer, dessen Sinne von der andauernden Bayern-Tümelei der CSU noch nicht ganz verwirrt sind, warum hat die CSU nicht schon längst mit dem neuen Schwung begonnen?

Oder versteht die CSU unter dem neuen Schwung die Entscheidungen, die der Bevölkerung schon jahrelang so schwer im Magen liegen: Transrapid, Rauchverbot, G8 mit Intensivierungsstunden, Büchergeld, Schließung der Teilhauptschulen oder Pendlerpauschale? Alles Entscheidungen die stückweise zurückgenommen werden mussten, weil sie sie übereilt getroffen wurden und unausgegoren waren? Vielleicht sollten wir uns sogar ängstigen, wenn der neue Schwung so aussieht, wie die Entscheidungen, von denen die CSU zurückrudern musste?

Nachtrag

29.9.2008:
Die CSU hat ihr Wahlziel erreicht, der Wert für x liegt jedoch nicht bei -3 sondern stattlichen -6,6. Und die Bayerischen Schüler haben endlich die Gelegenheit, sich mit negativen Zahlen auseinander zu setzen.

30.9.2008:
Trotz Erreichen des Wahlziels ist offensichtlich die CSU mit ihrem Wahlergebnis doch nicht so zufrieden, verwunderlich ist das Ergebnis jedoch nicht: Wer so selbstherrlich ist und behauptet, dass ein anständiger Bayer CSU wählt, darf sich nicht wundern, wenn die wirklich anständigen Bayern gerade deshalb nicht CSU wählen.

1.10.2008:
Und nun gibt es ein Hauen und Stechen innerhalb der CSU. Die CSU entwickelt sich zum bayerischen Balkan. Dort fiel Jugoslawien auseinander, als Tito das Land nicht mehr zusammenhielt Auch hier scheint nach dem Sturz Stoibers niemand mehr die Partei zusammenhalten zu können. An Stühlen wird gesägt, immer mehr schlüpfen in die Rolle von Lothar Matthäus und bringen sich als Nachfolger ins Spiel, Parteifunktionäre und Ministerpräsident werden zum Rücktritt gezwungen. Nun endlich weiß Beckstein, wo die wirklich unanständigen Bayern zu suchen sind.

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