Renofen ist ein Weiler in der Gemeinde Transvesting. Eigentlich besteht der Weiler nur aus der Baumschule Renofen. Vor Jahren beschloss die Baumschule, für die Angestellten ein T-Shirt drucken zu lassen und schrieb ein einen Wettbewerb für das gelungendste Logo aus. Sieger wurde folgender Entwurf:

Dabei stellten sie das "O" als Rettungsring mit Ventil dar. Offenbar sahen sie Renofen als die letzte Rettung der Bäume. Allerdings war der Rettungsring undicht, was mit einem Pflaster behoben wurde. Das Pflaster sollte wohl ausdrücken, dass man immer wieder improvisieren musste, aber immerhin, das Pflaster erfüllte für den Augenblick seinen Zweck, die Luft hielt. Inzwischen hat sich die Baumschule Renofen gewandelt. Das Schulen von Bäumen trat immer mehr in den Hintergrund, man legte den Schwerpunkt auf die Züchtung neuer Rosen - kurz Neurosen. Bei der Züchtung der Neurosen wurde als wichtig erachtet, dass sich die Rosen ungehindert entwickeln konnten. Deshalb wurden die Rosen nicht mehr geschnitten. Und weil sie nicht mehr gezogen wurden, überwucherten sie das ganze Gelände. Aus einer Baumschule wurde eine Verziehungsanstalt. Der Betrieb hat sich so verändert, dass Renofen mit einer Baumschule nichts mehr zu tun hatte. Und so stellte man sich die Frage, wie das mit einem neuen T-Shirt zum Ausdruck gebracht werden könne. Spontan fiel den Mitarbeitern ein, dass die neue Situation mit einem Fass recht treffend beschrieben werden könnte.

Das Fass ist zwar auch undicht, das darf aber nicht gesagt werden, zumindest nicht laut und vor dem Chef. Was nämlich nicht sein darf, kann nicht sein. In Renofen hat Alles in Ordnung zu sein.

Das geringste Problem sind die Spundlöcher, die können mit Geschick und Korken leicht abgedichtet werden:

Trotzdem ist das Fass weiterhin undicht, zwischen den Fassdauben dringt Wasser nach außen. Nachdem diese Tatsache nicht wegzudiskutieren ist, weiß der Boss, dass dies ganz natürlich ist und hat ein Mittel zur Abhilfe parat: er fordert, die Daube in Richtung der undichten Stelle zu drücken. Dadurch wird aber das Leck auf der anderen Seite noch größer. Folglich fordert er, dass die Daube nach rechts und links gedrückt werde, und das selbstverständlich gleichzeitig. Immer dann, wenn die Daube leckt, und das macht sie eigentlich permanent, fordert er, die Daube auf die entsprechende Seite zu verschieben. Das Fass ließe sich wahrscheinlich dadurch abdichten, dass man mit einem schweren Hammer auf den Metallring klopft, wodurch die Fassdauben besser zusammengedrückt werden würden:

Gewaltanwendung, vor allem mit schwerem Werkzeug ist in Renofen verpönt und ein Abmahnungsgrund. Wo ein Schlegel für eine Reparatur hilfreich wäre, sind Pinzetten zu verwenden.

In Renofen gibt es eine Menge von Vorschriften, zum Einen wird den Mitarbeitern vorgegeben, wie die Verziehung der Neurosen statt zu finden habe, zum Andern müssen die Pläne zur Verziehung der Neurosen entwickelt und anschließend dokumentiert werden. Obwohl das Vorgehen der Verziehung festgelegt ist, kümmert sich der Boss nicht um die Einhaltung dieser Regeln. Wichtig ist, dass die Neurosen wachsen, sie zu schneiden ist nach wie vor verpönt. Und weil Papier geduldig ist, wird es in Renofen in Unmengen produziert. Folglich versucht man, die Ritzen zwischen den Dauben abzudichten, indem man mit einer Pinzette das im Überfluss vorhandene Papier in die Ritzen stopft.

Als zusätzliches Dichtungsmaterial wird vom Boss dringend Zuckerbrot empfohlen, wobei übersehen wird, dass Zucker wasserlöslich und somit zum Abdichten von Flüssigkeiten ungeeignet ist.

In wie weit das Papier die Ritzen abdichtet, ist völlig unerheblich, weil eine weitere Tatsache völlig übersehen wird:

Das Fass hat keinen Boden.

Und so entstand der Entwurf für das neue T-Shirt:

Der Entwurf wurde aber nie realisiert, weil sich die Mitarbeiter der Baumschule mit der Neurosenzuchtanstalt nicht mehr identifizieren konnten.

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