Auf Grund der internetseiten um Bereich "Kreationismus" schrieb Dieter Bechtel am 20.07.2007 folgenden Gästebucheintrag:
Habe mich heute sehr gefreut, als ich auf Ihre hp stiess.
Und ich habe dabei gemerkt, sie denken auch mit über alles, was überīs Internet kommt. - Nicht alles ist zum "schmunzeln", was heute in dieser unserer Welt und in Deutschland "abläuft".
Daher Ihnen ganz besonderen Dank für ihre auch "satirischen" Anmerkungen, wo hinter "Satire" heute auch ein "Kern von Wahrheit" versteckt ist.
Liebe Grüsse von Dieter Bechtel
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Als ich mir seine angegebene Internetseite (http://dlbechtel.de) ansah, stellte ich fest, dass es sich bei Herrn Bechtel um einen sehr gläubigen Menschen handeln muss. Ich antwortete ihm
Sehr geehrter Herr Bechtel
Viele Dank für Ihren Besuch und Gästebucheintrag bei mir in Transvesting. Besonders Ihr Text hat mich sehr gefreut.
Verwundert hat es mich allerdings, als ich auf ihren Gegenbesuch auf Ihrer Seite war. Hab ich da Beifall von der falschen Seite bekommen? Oder was?
Ich halte meine Satire für recht kirchen- und auch religionskritisch, für Sie spielt der Glaube scheinbar eine doch recht wichtige Rolle.
Ich könnte es natürlich bei der sehr erfreulichen Beurteilung ihrer Kritik belassen. Als einer, der doch gern hinter die Kulissen blickt, interessiert es mich aber schon, was Sie zu dem positiven Gästebucheintrag bewogen hat.
Mit freundlichen Grüßen
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Daraus ergab sich ein Mailwechsel, der hier nur in leicht veränderter Form wieder gegeben wird:
Lieber Herr ...,
Vielen Dank für Ihr mail zurück. Es hat mich sehr gefreut. Ich denke, die Seite, auf der wir stehen wird durch unser eigenes persönliches Leben und Erleben geprägt. 35 Jahre war ich auch der Meinung, auf der "richtigen" Seite zu stehen, wie sie mir auch mit durch die Schule beigebracht worden ist.
Durch gewisse Ereignisse in meinem Leben bin ich dann aber von heute auf morgen auf die "falsche" Seite gerutscht, weil ich angefangen habe, über viele Dinge nachzudenken, mit denen ich mich vorher weniger beschäftigt hatte, dafür aber mehr mit esoterischen u.a. - auch "Glaubens"-Dingen.
Ich denke auch, jeder hat im Grunde einen "Glauben". Kirchen- und Religionskritik und Glaube schliessen sich gegenseitig nicht aus. Die Frage ist m.E. nur, worin besteht mein "Glaube"? Glaube ich z.B. an eine Kirche, wie sie z.B. das "Oberhaupt" vor kurzem in Rom definiert hat? Oder glaube ich an eine Religion oder glaube ich an eine Ideologie usw.?
Ich bin übrigens über das Thema "Kreationismus" auf ihre hp gestossen und habe mich gefreut, wie Sie so "heisse" Themen so gut und so satirisch und doch auch ernst aufzuarbeiten versuchen.
Übrigens, Dr. Scheven, den Sie dort erwähnen, hat sich die Mühe gemacht, z.B. zu fossilen Pflanzenversteinerungen entsprechende heute noch vorkommende Pflanzen dieser Art ausfindig zu machen im Angesicht der Frage, ob diese Pflanzen heute in der Natur noch vorkommen. Er hat diesen Versteinerungen diese dann gegenüber gestellt und in seinem Museum "Lebendige Vorwelt" der Öffentlichkeit vorgestellt.
Bei diesen Fundstücken lässt sich ersehen, dass Darwins Modell etwas "spröde" sein muss.
Übrigens sind nicht nur in der Bibel Überlieferungen enthalten, die von einer "riesigen Flut" berichten. Solche Geschichten sind weltweit überliefert auch in Mythen und Legenden überliefert worden.
Wie ist das aber dann möglich, wo damals die Welt doch noch viel kleiner war und wo Kolumbus doch erst relativ spät Kenntnis von der "Neuen Welt" bekam, die den biblischen Bericht damals noch gar nicht kennen konnte?
Die Frage m.E. ist: "Glaube" ich nur an das was ich sehe?
Leider habe ich festgestellt, dass Evolutionisten in gewissen Bereichen nicht einmal an das glauben, was sie sehen, sondern sie prüfen dann noch, ob es in Darwins Modell hineinpasst oder nicht. Und wenn es nicht in dieses Modell hineinpasst, dann glauben sie auch nicht dem, was sie sehen und lehnen es einfach ab.
Das ist leider heute immer noch gängige Praxis, die bis in die Biologiebücher in unseren Schulen hinein geht. - Und das nennt sich dann "wertneutrale" Erziehung oder "wertneutrale" Bildung? Und dabei ist diese, so wie ich es heute sehe, gar nicht so "wertneutral" - und so rutscht man dann irgendwann vielleicht auf die "falsche" Seite - immer vom Blickwinkel des jeweiligen Betrachters aus gesehen.
Ich denke, wir müssen heute endlich auch in unseren Schulen zu einer "offenen" und "sachlichen" Auseinandersetzung kommen zu diesem Thema, das eigentlich erst seit der Aufklärung zum Thema geworden ist.
D.h.: Nicht alles, was jahrtausende Gültigkeit hatte, muss, weil inzwischen 150-200 Jahre lang der Mensch meint, über allem heute zu stehen, falsch gewesen sein.
Der Mensch hat es in diesem letzten Zeitraum z.B. fertig gebracht, eine Atombombe zu bauen und alles vernichten zu können auf einen Schlag. Ist das "richtig" oder "falsch". Beide Antworten sind auch hier richtig, wenn wir mal ehrlich sind, beide enthalten sowohl richtiges als auch falsches.
Und genauso ist es in diesem Bereich zu Evolution und Schöpfung.
Und so denke ich nach allem, dass wir trotzdem auf derselben Seite stehen können. Vielleicht sind wir beide der Meinung, wir stünden auf der richtigen Seite und stehen vielleicht beide doch auch auf der falschen Seite? Ich denke, welche Seite "richtig" und welche "falsch" ist, das lässt sich nur von der Zukunft und "von Aussen" her rückblickend beantworten. Und hier baue ich in meinem Blickpunkt auch den Aspekt ein, dass sich das, von dem in der Bibel vorausschauend berichtet hat, die ich übrigens für kein "Mythen- und Märchenbuch" halte, die Historie weitgehend dies auch schon bestätigt hat und ich davon ausgehe, dass auch alles, was sich noch nicht historisch verwirklicht hat, sich auch noch historisch erfüllen wird.
Und genau an dem Punkt haben leider sowohl Kirche, wie auch Religionen etwas Mühe, das nachvollziehen zu können. Diese gehen nämlich davon aus, dass sie selbst es sind, die "Geschichte" machen. Vielleicht stehen wir auf diesem Punkt auch auf der gleichen Seite. Ich freue mich jedenfalls darüber und nochmals Ihnen vielen Dank
mit lieben Grüssen
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Sehr geehrter Herr Bechtel
Ich denke, die Seite, auf der wir stehen wird durch unser eigenes persönliches Leben und Erleben geprägt. 35 Jahre war ich auch der Meinung, auf der "richtigen" Seite zu stehen,
Der Begriff "Beifall von der falschen Seite" ist rein subjektiv und zwar aus der Sicht dessen, der den Beifall bekommt.
Ich bin im Alter von etwa 15 zu der Überzeugung gekommen, dass ein höheres Wesen in meinem Weltbild keinen Platz hat, war aber lange der Meinung, dass Glaube jedermanns Privatsache ist. Diese Meinung hab ich etwa vor 6 Jahren durch einen Artikel in Geo über Kreationisten revidiert. Seitdem trete ich immer aktiver für die Trennung von Staat und Religion ein, weil ich eben der Meinung bin, dass wir uns (im übertragenen Sinn) die Erde nicht noch einmal zur Scheibe machen lassen dürfen.
Unsere Schule bekommt regelmäßig die Neuerscheinungen von Scheven, ich bin auch schon in sein Museum zu einem Wochenendseminar eingeladen worden. Da stand übrigens, dass sich die Teilnehmer bezüglich Kleidung in gottgefälliger Wese in ihren Geschlechtern zu unterscheiden haben. Allein darin zeigt sich seine übersteigerte Arroganz, indem er behauptet, seine Meinung der Kleiderordnung sei gottgegeben.
Übrigens sind nicht nur in der Bibel Überlieferungen enthalten, die von einer "riesigen Flut" berichten. Solche Geschichten sind weltweit überliefert auch in Mythen und Legenden überliefert worden.
Diese Überlieferungen lassen sich wissenschaftlich erklären und stellen deshalb auf keinen Fall das dar, was viele Leute darin sehen wollen, nämlich ein Indiz für ein höheres Wesen.
Die Frage m.E. ist: "Glaube" ich nur an das was ich sehe?
Das ist nicht meine Frage. Meine Frage ist, ob das, was gläubige Menschen mehr als ich sehen, auch wissenschaftlich haltbar ist.
Ich denke, wir müssen heute endlich auch in unseren Schulen zu einer "offenen" und "sachlichen" Auseinandersetzung kommen zu diesem Thema, das eigentlich erst seit der Aufklärung zum Thema geworden ist.
Richtig. Detailfragen der Evolution sind noch umstritten und offen. Richtig ist auch, dass die Evolution nur eine Theorie ist. Sie ist aber die schlüssigste Theorie und sie hat es nicht nötig, in Konkurrenz zur Schöpfung zu treten, weil diese derartig abstrus ist, dass man sich darüber nur lustig machen kann.
Der Mensch hat es in diesem letzten Zeitraum z.B. fertig gebracht, eine Atombombe zu bauen und alles vernichten zu können auf einen Schlag. Ist das "richtig" oder "falsch".
Das ist keine Frage, die naturwissenschaftlich eindeutig beantwortet werden kann. Im Gegensatz dazu kann aber bezüglich biblischer Schöpfung naturwissenschaftlich eine eindeutige Antwort gegeben werden: falsch.
Die Menschen haben schon immer nicht erklärbare Naturphänomene Göttern in die Schuhe geschoben. Das Kennzeichen aufgeklärter Menschen ist es, diese Meinung zu revidieren, sobald sich eine wissenschaftliche Erklärung gefunden hat.
Und so denke ich nach allem, dass wir trotzdem auf derselben Seite stehen können.
Die Menschen haben in ihrer Geschichte (sagen wir mal eine realistische Zahl) zehn tausend Götter gehabt. Wir stehen insofern auf der gleichen Seite, dass wir glauben, dass es 9999 davon nicht gibt. Bei dem einen Letzten trennen sich unsere Seiten. Und ich bin nicht so arrogant zu behaupten, dass meine Seite die richtige ist. Diese Arroganz besitze ich nur gegenüber Leuten, die glauben, dass ein großer Zampano im irgendwo da oben mittels Joystick die Erdplatten verschiebt.
Auch wenn ich nicht auf alle Ihre Themen eingegangen bin, hoffe ich doch, eine umfassende Antwort gegeben zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
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Lieber Herr ...,
ich danke Ihnen sehr für Ihre Antworten.
Wir sind übrigens beide im selben Jahr 1951 geboren und haben beide auch unterschiedliche Lebenserfahrungen bisher gemacht, die ich auch von Ihrer Seite sehr, sehr gut nachvollziehen kann.
Übrigens: Mein Sohn studiert im Moment gerade das Fach "Biologie" zum Gymnasiallehrer - vielleicht auch zum besseren Verständnis meiner Person in dieser Sache?
Wissen Sie, was mich zuerst so sehr an Ihrer hp fasziniert hat, war, wie hervorragend sie das erdkundlich und mathematisch mit dem Himalaja darauf aufgearbeitet haben.
Es gibt leider nicht sehr viele, die sich ernsthaft wie auch Sie sich Gedanken machen über Themen, wie Sie sie auch anschneiden.
Vielen Dank Ihnen von
Dieter Bechtel
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Hallo Herr Bechtel
Ich hab mich früher viel in Foren herumgetrieben, in denen über Kreationismus (mit Kreationisten) diskutiert wurde (Kath.net, geo, ute, denkerforum). Um die besseren Argumente zu haben, ist es da ganz schön schwierig, besonders deshalb, weil sich die meisten Kreos nicht auf konkrete Aussagen einlassen und deshalb nicht festgenagelt werden können (versuch mal Wackelpudding an die Wand zu nageln). Diesbezüglich ist Scheven mit seiner Zeittafel richtiggehend ein Glücksfall, drum hab ich mich auch gleich hingesetzt und meinen Gedanken freien Lauf gelassen. Biologisch dürfte der kreationistische Unsinn nicht so leicht aufzeigbar sein. Man kann höchstens die Frage stellen, wie perfide ein Gott sein muss, der am fünften (?) Tag zu jedem höheren Lebewesen gleich eine Unmenge von Tieren (Bakterien und Viren) erfindet, die dem Lebewesen bis in den Tod lästig werden können.
Ich hoffe wirklich von ganzem Herzen, dass ihr Sohn erkannt hat, dass man an einen Gott glauben kann, ohne die Schöpfung wörtlich nehmen zu müssen. Die Vorstellung, wie in den USA, im Naturkundeunterricht nicht mehr nach den wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern nach den Gehirngespinsten von Fundamentalisten unterrichten zu müssen, war meine Triebfeder für die Beschäftigung mit dem Kraetionismus.
Ich denke, dass sich deshalb viele Leute nicht mit Kreationismus auseinander setzen, weil sie das Ganze nicht ernst nehmen. Wenn ich mir aber überlege, dass jeder Scheiß aus den USA ein paar Jahre später bei uns aktuell wird, kann mir manchmal schlecht werden.
Viele Grüße
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