Es war ein Bericht im Fernsehen: Da will jemand irgendwo in Bayern einen Friedhof für Menschen und ihre Haustiere eröffnen. Dort könnten sich Leute neben ihren geliebten Haustieren, die quasi zur Familie gehörten, beerdigen lassen. Außerhalb Bayerns gibt es solche Friedhöfe bereits, in Bayern wird es nicht erlaubt.
Mein erster Gedanke war, dass hier die Tierliebe doch seltsame Blüten treibe, tote Tiere gehören in die Tierkörper Beseitigung und nicht auf einen Friedhof.
Interessent war dann doch, wer als Experte das Verbot begründen durfte: Das war kein Philosoph, kein Soziologe, kein Jurist und kein Politiker, es war ein Priester. Sein Argument: Das kann nicht erlaubt werden, meint er, weil Menschen eine Seele und das ewige Leben hätten und Tiere nicht.
"Ja, wenn aber ein Mensch nicht an die Seele in seinem Körper glaubt, kann es sich doch neben seinen Fifi beerdigen lassen," war mein nächster Gedanke "wenn einer dies unbedingt will und dafür entsprechend löhnt, soll er doch." So schnell kann ein schlechtes Argument dafür sorgen, dass man sich der Gegenseite anschließt.
An der Aussage des Priesters hat mich gestört, dass er seinen Glauben für alle Menschen und nicht nur für seine Glaubensbrüder angewendet haben will.
Und überhaupt Seele und dem damit zusammenhängenden ewigen Leben. Menschen haben eine Seele, Tiere nicht, behauptet die Kirche. Es gibt nur Seele oder nicht Seele, dazwischen gibt es nichts, ein bisschen Seele geht nicht. Hatte der Homo habilis oder der Home erectus eine Seele oder nicht? Oder der Neandertaler? Sogar den Negersklaven (als sie noch Sklaven waren, durfte man diesen Begriff noch verwenden) wurde anfangs eine Seele abgesprochen. Die damalige Entscheidung, den Sklaven eine Seele abzusprechen ist genau so abwegig und beliebig wie die heutige Behauptung, dass Menschen eine Seele haben. Irgendwann musste es doch nach der Lehre der Kirche im Lauf der Evolution einen ersten Menschen gegeben haben, der von sich behaupten konnte, er habe schon eine Seele, sein Vater hingegen sei noch ein Affe. Müßig darüber zu streiten zu welchem Zeitpunkt das gewesen sein könnte, problematisch nur für den, der auf die Existenz einer Seele besteht.
Stellen wir uns weiterhin vor, auf irgendeinem verstecken Winkel der Erde hätte noch eine Art von Hominiden überlebt, denen man auch den Besitz einer Seele nicht zuerkennen würde. Stellen wir uns weiter vor, ein moderner Home sapiens würde mit so einem Hominiden Nachkommen zeugen. Hätte dieser dann eine Seele oder nicht? Wie gesagt, ein Bisschen Seele geht nicht. Und wenn dieser Hybrid Nachkommen mit Menschen hätte, wie sähe es dann mit einer Seele aus?
Wenn schon den Negern eine Seele abgesprochen wird, kann man es auch dem Neandertaler absprechen. Nun besitzen aber Mitteleuropäer im Schnitt 3% Neandertaler-Gene. Haben wir alle nur eine 97-Prozent-Seele?
Machen wir es uns also einfach und manifestieren: Alle menschenähnliche Wesen nach der Abspaltung vom Affen haben eine Seele. In dem Fall machen wir ein Gedankenexperiment: Wenn die Kreuzung zwischen Zebra und Esel möglich ist, könnte es doch der Wissenschaft eines Tages auch gelingen, eine Kreuzung aus Mensch und Schimpanse zu erzeugen, so groß sind die genetischen Unterschiede nicht. Ich glaube zwar nicht, dass dies aus ethischen Gründen gemacht werden würde, aber belassen wir es bei so einem Gedankenexperiment. Dürfte - Frage an die Kirche - so ein Hybrid neben seinem menschlichen Erzeuger begraben werden?