Diesmal eine "Auftragsarbeit".
Nachdem ich gefragt wurde, ob ich nicht etwas über Toleranz sagen könne,
hab ich im September 2023 diesen Text geschrieben:

Der Begriff Toleranz kommt vom lateinischen "tolerare" und bedeutet ertragen oder erdulden. Ertragen, das heißt nicht zustimmen, sondern Gewährenlassen anderer Überzeugungen oder Handlungsweisen und Sitten Ertragen. Die Steigerung der Toleranz wäre die Akzeptanz, bei der die Meinung, Haltung oder Verhalten der anderen Person gutgeheißen wird. Toleranz heißt somit auch, dass etwas zugelassen wird, was man eigentlich für schlecht erachtet, ähnlich wie Zahnschmerzen am Wochenende.

Wenn ich also sage, in einer Dönerbude, in der eine Frau mit Kopftuch arbeitet, kaufe ich nicht ein. Dann bin ich immer noch tolerant, ich ertrage das Kopftuch, auch wenn ich es nicht für gut heiße. Ich kaufe bei Muslima ohne Kopftuch, weil ich sie damit belohnen will, dass sie sich von dem Männerdiktat, ein Kopftuch tragen zu müssen, befreit hat.

Der Begriff Toleranz hat sich im Mittelalter geprägt, als unterschiedliche Religionen in nächster Nähe zusammen lebten und Friede in einer Stadt oder Region als die bessere Lösung empfunden wurde. In der Geschichte gibt es viele Toleranzedikte in denen das Zusammenleben von verschiedenen Religionen geregelt wurden. Ein Klassiker bezüglich Toleranz ist das Drama Nathan der Weise von Lessing, aus dem Jahr 1783.

Heute bezieht sich die Toleranz nicht nur auf Religionen, sondern auch auf Weltanschauung und Politik, und auch auf Handlungsweisen und Lebensentwürfe von Minderheiten, beispielsweise von Sexualität, immer unter der Voraussetzung, dass den anderen dadurch kein Schaden entsteht. Ein Aufruf zur Toleranz in der jüngeren Vergangenheit ist das Lied der Beatles "Let it be" auf deutsch "lass es zu".

Problematisch wird es, wenn die Toleranz asymmetrisch ausgeübt wird. So wie bei Frieden, Freundschaft, und Respekt funktioniert Toleranz nur, wenn sie von beiden Seiten ausgeübt wird.

Wenn jemand jede Frau als Bitch bezeichnet, aber ständig "Respekt, ey" einfordert, dann frag ich, wo bleibt dessen Respekt. Wenn ein Moslem erwartet, dass ich seine Essensvorschriften toleriere, dann erwarte ich, dass er sich nicht beschwert, wenn es aus unserer Küche nach Schweinebraten riecht. Wenn er am Baggerweiher seine Frau bei größter Hitze von Kopf bis Fuß in drei Schichten dunkle Kleidung steckt, muss er ertragen, dass Frauen in Unterwäsche, wie er es nennt, rum laufen.

Noch schwieriger ist die Toleranz gegenüber Intoleranten. Wenn zum Beispiel die Toleranz ausgenützt wird, um sie abzuschaffen, wenn Parteien demokratisch gewählt werden können, die demokratische Rechte abschaffen wollen, wenn Parteien, die Meinungsfreiheit ausnützen, um sie einschränken zu können.

Bei der AfD, bei den Reichsbürgern, bei all den Rechtsextremen, den Verschörungswahnsinnige ist der Staat wirklich gefordert, sich zu überlegen, was ist noch zu tolerieren, ohne dass dem Staat dadurch Schaden zugefügt wird. Bitte, ich weiß darauf auch keine eindeutige Antwort, ich vertraue aber in dem Fall auf den Verfassungsschutz. Und wenn der schon seinen ehemaligen Chef Hans-Georg Maaßen ins Visier nimmt, dann ist das schon mal ein guter Anfang.

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