Mia feiern heia Weihnachtn virtuell. Des is so a Art Tamagotschi-Weihnacht. Bei so am Tamagotschi konnst aa de Frog stelln, is etzt des a Haustier od ned. Eigentlich is ja so a Tamagotschi a richtigs Haustier, ma muaß fuadan, aziang, und pfleng, oba des halt aa bloß virtuell, und drum is halt doch koa richtigs Haustier.

Wenn i etzt sog daat, mia ham an Weihnachtstamagotschi, dann stimmt des ned ganz. Wißts, i hob mia do so an Saiba-Mäs zuaglegt. Kennts des, Saiba, so wia Cyber-Space, wo ma se so im virtuelln Raum bewegn ko und Mas wia Christ-mas, also Saiba-Mäs.

I merk scho, ihr werds langsam kribblig, ihr wollts wissn, wia so wos ausschaut. Also, um eich des zum Vazaihn, bin i ja do.

Der Cyba-Mas is a ganz Kastl, also, ned so wos kloans, scho a weng graißa, so a Art Telefonzelln, fast no a weng graißa, jo, do konn ma ganz nei geh, am Kopf setzt ma se an Helm, in dem san dann glei Kopfhöra und 3-D-Bildschirm integriert, Handschuah ziagt ma se o, also, ned weils do drin so kold waar, naa, an dene Handschuah san Kabln dro, sundst is ma aa no vakablt, und in dem Saiba-Mäs konn ma dann mit allen Sinnen Weihnachn feiern. Also, i sogs eich, des Erlebnis do drin, des is vui wirklicha als wia de Wirklichkeit. Vor allem, es is perfekt, mit allem drum und dran, de ham an wirklich ois dacht, und, es is gschmackvoll gmacht, also, so wirkliche Weihnachtn. I moan, wos so Weihnachtsstimmung betrifft, do bin i eha a konservativa Typ, Plasik-Christbaam und elektische Liachtl mog i do ned a so. Dea Baam im Saiba-Mäs is echt, der nodlt no und stachelt wennst hi glangst, de Kerzn san no aus echtem Wachs, de wern echt klaena. Wenns oba brennt san, dann muaß mas ersetzn. Es is oba em a vituelle echte Tanna mit virtuelle Kerzn. Wenn ma ned afpaßt, fangt da Baam aa no zum Brenna o, oba em a virtuella Brand, den muaß ma löschn, zu dem Zweck steht im Eck a virtuella Eima mit Wassa. Samma ehrlich, des is doch echta Fortschritt, du host as Abenteuer von am Zimmabrand und in Wirklichkeit bennts garned. Und virtuelle Nodln muaß ma ned zammkehrn.

De Stärke vom Cyba-Mas zoagt se ja scho in da Adventzeit. Do host zum Beispui deine vorweihnachtlichen Adventfeian, wia mas von de Vareine oda vom Betrieb her gwohnt is. Aufn Tisch lieng Tannazweig, Kerzn steha aa rum. Wenn ma an de Kerzn znah higlangt, dann kribblts in de Fingan - i glaab, de simuliern de Hitzn von da Kerzn mit an kloana Stromschlog. Virtuelle Platzln und Stolln lieng umanand, de konn ma virtuell essn, von dene nimmt ma ned zua und zum Tringa gibts an virtuelln Glühwein. Und de ham wirklich an ois dacht: wenn ma virtuell zvui dringt, dann fangt as Buidl zum Waggln oo, werd dopplt und unscharf. Dieser virtuelle Rausch kost nix und an Kater kriagt ma aa koan davo. De Figurn, mit dene wo's do feierst, de konn ma se vorher mid Mausklick aussuacha, wirklich sympathische und angenehme Typn, wenns a Ansprach holtn, red koana von dene von zwanzg Prozent Lohneinbußn in Singapur. Koa Deitschlehra jammat üba de Rechtschreibreform und an Korrekturaufwand. Und so a bleds Kabarett macht aa koana. Also, de kemma wirklich stimmungsvoll rüba, ma wird wirklich schee af Weihnachtn eigstimmt.

Natürlich gibts an de vier Adventsonntag aa so familiäre Adventsfeiern. Mit Adventkranz und allem Pipapo. Der Bua, der do vorweihnachtliche Melodien spuit, der vaspuit se ned, wirklich wundabar. Also, de Adventfeiern nehma mia an jedem Adventsonntog mid, do geht jeda von da Familie a holbe Stund in den Saibamäs, hintranand natürlich, anders gehts ja ned. Und dann is ma gscheid af de Weihnachtszeit eigstimmt.

Und, wos no dabei is, is a Wunschzettlprogramm, wirklich, bis ins Letzte ausgeklügelt. Oanaseits konn ma fia se selba Wünsche eigem, do gibts a ganze Listn von Wünschen, und wos ma wui, muaß ma dann oklickn. Genauso gehts mit de Familienangehörign, de aa mit dem Seibamäs arbatn, bei dene gibt ma vorher ei, wia vui Geld daß ma fia sie ausgem wui, da Saibamäs macht da dann a paar Vorschläg, und dann ko ma bis zu der Summe eingem, wos de andern so kriang solln.

Samma amol ehrlich wie umständlich war des früha mit dene Wunschzettln? Wia i no kloa war, hob i de Zettln mit da Hend mit da scheenstn Schrift gschriem, daß as Christkindl ja aa lesn ko und hob den Zettl aufs Fenstabrettl naus glegt. Wos ma dann wirklich kriagt hod, war a andane Sach. Heit speichern de Kinda eanane Wünsche af Diskettn ab und lengs naus. Dene intressierts ned, obs Christkindl aa an Kompiuda hod und ob den sein System mit Microsoft kompatibl is. I moan, aa wenn der Bill Gates als Softwär-Papst bezeichnet wird, vielleicht ham de im Himml ganz anderne Compiuda, solche de ned imma abstürzn. Und dann hod ma zur Bescherung irgend an Krempl kriagt, der an Haufn Geld kost hod, der oam ned gfolln hod und der dann bloß umanand gleng is.

Wia einfach geht des mit dem Saibamäs? Do kriagst genau de Geschenke, dest da selba gwünscht host und de, wo de andern fia di ausgsuacht ham, virtuell. Natürlich schee eipackt. Des hoaßt, des kost nix, du kriagst des, wost wuist, virtuell, brauchst nix umtauschn und umanand liegt danoch aa nix, weder a Papier, no de Gschenke. I moan, es waar aa no de Möglichkeit zu Umtauschn drin, oba, des is ma a bißerl zblöd, des mach i nia, mid den Saibamäs.

Wers unbedingt ham muaß, der konn aa in da Vorweihnachtszeit im Saibamäs virtuell eikaffa, sich so durch de Kaufhaushektik durchquetschn. Es soll ja Leit gem, de des braucha, um in a richtige Weihnachtsstimmung zum kemma. Danoch konn ma des Gschenk eipapierln, wia im richtign Lem, oba i moan, af des konn i vazichtn, des Eiwickln von de Gschenka hod früha aa imma bloß mei Frau gmacht, und etzt sollats af oamol i macha, bloß weil i den deppatn Saibamäs hob, ja bin i bled?

Ma konn ja aa im Saibamäs Platzn backa, is aa eha wos fia mei Frau. Oba de Idee is wirklich guat, von dene Platzln wirst ned dick, weils ja nur virtuell san. Etzt seids natürlich gspannt, wie bei uns des mit der Bescherung am heilign Abend geht. Ja des is ganz einfach, zerscht geht da Bua nei, i moan, der is natürlich am ungeduldigsten. Do kriagt er seine Geschenke, virtuell vasteht se, wirklich braucht er ja eh nix, hod ja olles. Wenn a wos braucht, wirds eam eh kafft. Wos soll ma do bis Weihnachtn wartn? Während da Bua so a Stund im Saibamäs drin sitzt, richt mei Frau as Essn fian Heilign Abend her.

Während sich dann mei Frau de Bescherung neiziagt, iß i midn Buam. I moan, mei Frau steht eh ned so af Technik, de macht nua de Kurzform von da Bescherung. Ja, und wenn mei Frau dann abspült, dann feiat i mei Weihnacht. Also, i muaß eich song, des is wirklich toll.

A Christbaam, wia gsogt ned aus Plastik, schee afputzt, mit echte Kerzn, a Krippn, sehr gschmackvoll, zerscht a Musik und dann de Bescherung. Genau de Gschenke, de ma se gwünscht hod, schee vapackt. Also wirklich sehr liebvoll gmacht, und übaaus stimmungsvoll. Selba bringt mas ja nia so stimungsvoll hi.

Und wenns dann aus der Saibazelln außa gehst, dann host dei Weihnachtn ghabt und sunst koane Probleme mehr damit. D Frau hod inzwischn abgspült und dann kemma gmiatlich Fernseh schaung.

Mid da Bescherung am heilign Amd start se automatisch da virtuelle Weihnachtstamagotschi. Do hod dann da Bua sei Beschäftigung, sunst hätt er ja den Eindruck, er hod nix kriagt af Weihnachtn.

Also a Tamagotdchi is ja a virtuells Haustier, da Weinachtstamagotschi is nua a virtuella Tamagotschi, den gibts also garned, den siegt, hert und spiat ma bloß in da Saiba-Zelln drin, do hod ma dann den Eindruch, ma spuit mid am richtign Tamagotschi. Bei dem Weihnachtstamagotschi is des a so, do wird a menschenähnliches Wesn in a Krippn neigeborn. Und des muaß ma dann hochpäppln. Am zoatn Tog braucht ma se weniga drum kimman, do kenna drei Kenig und vasorngns sowieso mid Geschenke. Am drittn Dog wirds gfährlich, do muaß ma as Weihnachtsgoscherl vor den Nachstellungen von Herrn und Frau Rodes schützn. Vom zwölftn bis zum dreißigstn Tog muaß ma des Tamagoscherl imma mid ausreichend Holz vasorgn.Am oanadreißigstn Dog wirds intressant, do brauchts a ganze Menge Fisch, de muaß ma eam gem, daß es noch da Bergpredigt vateiln ko.Wers bis zum dreiadreißigstn Tog schafft hod, hod gwunna und konn zuaschaung, wie Weihnachtsgoscherl ans Kreiz gnoglt werd.

Ma konn natürlich frong, warum ma wenga oamol im Jahr Weihnachtn so a Saiba-Zelln kaffa soll.

Ja, dafia gibts no a ganze Menge andana Programme, de in so am Saiba-Kastl laffa. Bsonders Urlaubsprogramme gibts, und de san aa praktisch. Do konnst in zwoa Stund an ganze Stodt erlem. Es dauert ned bloß wesentlich weniga lang, ma erspart se de lange Anreise, verfahrt koa Benzin, und vor allem, ma braucht ned des essn, wos oam in de jeweiligm Lända vorsetzn. I moan, in Amerika gangs no, den Mäcdonalds samma ja gwohnt, der schmeckt aa, oba stell da amol voa, du wuist Tokio erlem, do bleibt dia ja garnix anders übrig, als wia daß's des chinesische Katznfuada frißt. A so konnst virtuell durch menschenleere Straßn von Tokio bummln, dir ois o schaung, noch zwoa Stund kennst Tokio wia dei Westntaschn, di nervn koane Schlitzaung, de de Straßn vastopfa, host koane Vaständigungs- und Parkplotzprobleme und wennst Hunga host, naja, dann laßt da von da Frau a Schweiners macha. A so hob i mi scho durchn Kanale Grande in Venedig gondln lassn, hod garned so gstunga, wia de Leit imma behauptn und a so bin i aa scho durch Gränd Känjon gwandert. Weltreise an oam Tog, wos ma do Zeit und Kilomäta spart.

Es gaab ja no wos, wia sog i etzt des. He,he. Oba do hob i leida etwas gspart. Do braichat i fia des Programm a graißere Saibazelln, so daß ma's aa horizontal benützn ko. Doch do hob i beim Kauf no ned mitdacht... Oba da befürcht i, daß näxts Jahr af Weihnachtn doch wieda Gschenke gibt. Wenn i a graißere Saibazelln kaf, dann griagt mei Frau af Weihnachtn a virtuelle Kenia-Safari mit Großwildjagd. Mei, und da Bua, der kriagt an virtuelln Kinobesuch, Rocky-Horror-Picture-Schou mid allem Pipapo, mit Cola, Popcorn und Reis werfa. Und i laß ma an virtuelln Flug nach Bankog schenga, und do brauch i ja de graißere Zelln, daß i mi hi leng ko.

Etzt hob i mia dacht, daß ma mit dem Saibamäs af Weihnachtn koane Geschenke mehr braucha, oba etzt miaß ma uns näxts Jahr doch wieda wos schnega, nämlich so Saiba-Programme.- Wißts wos, i kaf mia glei heia de graiste Saibazelln, de aufn Markt is, vielleicht reicht de kloane no fian Buam, der is ja no ned so lang. Und dann kenna mia uns glei heia gengseitig de Programme schenga. Weil, samma ehrlich, Weihnachtn, ganz ohne Gschenka, des is halt doch nix gscheids. Naa, es wird dann doch a bißerl feialicha, wenn jeda fian andern a Gschenk hod. Und wenn mia dann den Saibamäs und Geschenke ham, dann werdn des sicha so frohe Weihnachtn, do kennts ihr wahrscheinlich olle garned mit.

Zu dem Text fällt mir nur eines ein: jedem sein eigenes Ghetto.