In der Vorweihnachtszeit sollen hier Kabarett-Texte zum Thema Weihnacht aus alten Kabarettprogrammen geboten werden.

Hier:

Spendn

(geschrieben für den Broadmoa Gust, 2000 )

Also, wos ma so in da Vorweihnachtszeit alles an Post kriagt. Naa, i moan etzt ned so Kartn von Bekannte, naa, eha so Beddlbriaf von olle möglichn und unmöglichn Vareine und Gsellschaftn. I moan, des is scho a guade Sach, wenns Weihnachtsgeld scho amol do is, und wenn ma sowieso scho fia de Gschnka an Haufa Geld ausgibt, kimmts af de paar Mark fia a Spende aa nimma draf zamm. In da Vorweihnachtszeit kann ma scho amol wos springa lassn, fia oa de wos braucha.

Oba von wem ma do ois ogschriem werd. SOS-Kindadörfa wolln a Geld. Blinde, Lahme, Amputierte, Waisn schreim, dass nodwendig Geld braichatn. Olle Artn von Sozialeinrichtungen schreim oan oo. Ja, i moan, da Krösus bin i aa wiada ned. Und: Fia wos zahl denn i a Steia. Ob de ned de Großzügigkeit a bißerl ausnutzn?

Oda de Caritas, oba dene hob i glei gsogt, des Geld is aussegschmissn, sozusang fiad Caritas, konn i ja glei direkt am CSU-Politika a Haus finanziern, braucht ja des Geld ned den Umweg üba de Caritas macha. Oba wenn i midkriag, von wem und wiavui Geld de kriang, de Schwarzn moan i, dann braucha de von mia koa Geld nimma.

Letzmols hod mi Grienbies ogschriem, also, wia de Grienbiesla grod af mi kemman. De Öko-Apostln hamma grod no gfehlt.

Adveniat sammlt fia irgendwelche Näga. So ein Schmarrn, wo mia doch in Deitschland scho so vui arme Leid ham. I konn doch ned des ganze Elend af dera Weld lindan. Na, na. Und wo landt denn des Geld, ha, wer sogt mia denn des? Vor allem, de solln wos arbatn, de Näga, wenns eana schlecht geht, und ned bloß rumlungern.

Oda Brot fia de Weld, also, des wenn i scho her, Brot fia de Weld. Wos machan de mid dem Geld, Wos macha denn de mid dem Geld, ha? Wenn sa se satt gessn ham, machas a Kind, und dann glangt des Brot wiada ned. Brod fia de Weld! Ja, die Pille für de Weld waar vui gschickta.

I moan, bei Kathstrophn spendiert ma eh recht gern, wenns ind Weihnachtszeit folln, oba moanst, de kenna eanane Katastrophn gscheid teima. Samma ehrlich, in a Vorweihnachtszeit is a Katastrophe sinnvoll, da gibt's a gscheide Spendbereitschaft, oba wos nutzt mia a Erdbebn im Summa.

Fia an guadn Zweck bin i imma zum ham. Also, i hob scho als Kind gern fia de Arma gem. Wia i no kleana war, no keana wia etzt, do hods ja de Nicknega gem. Des war a Sparbüchsn für de Mission mid am Nega drauf. Und wenn ma do a Geld neigworfa hod, hod des Negalein dankbar gnickt. Und dann in da Volkschul, do hamma in da Klass imma gsammlt, dass a Näga in Afrika tauft wern hod kenna. Do hod ma se praktisch an Näga kaffa kenna. 21 Mark, des woaß i no, hod des kost und dann hod ma se sogar an Nama fia den Buam aussucha kenna. Den erstn, aa des woaß i no, hamma Karl Helmut gnennt, weil da Karl und de Helmut am meistn spendiert ham. Damals hod ma von der Parteispendnaffäre no nix gwußt, do hod ma de Kinda no bedenkenlos Helmut taufa kenna, zu der Zeit hod ma bloß bei Adolf Hemmungen ghabt. Do hamma dann a Urkundn kriagt, mid am Buidl von dem Buam. Der Bua, hod grod in so a riesigs Melonastickl bissn und a weng verschmitzt in de Kamera gstrahlt. Und dann is dabei gstandn, dass der Bua durch unsa Spende af den Nama Karl Helmut tauft worn is. Do warn ma olle scho a bißerl stolz, dass des kloane Heidnkind durch uns vor der ewign Verdammnis bewahrt worn is. Andraseits, I moan, a bißerl hod mia der Bua scho leid toa, hamm nam seine Eltern 8 Jahr lang Lumumba oda so gnennt, und etzt hoaßt er af oamol Karl Helmut, wega a paar so Missionare.

Des Buidl hamma dann im Klasszimma afghängt, und weils uns so gfolln hod und mia so stolz warn, hamma glei fian nächsten gsammlt. Bold is dann a Buidl von am Heinrich Peter dazu kemma, der hod zwar koa Melone ghabt. Trotzdem hod er genauso glücklich in de Kamera grinst.

Beim drittn Täufling is dann wos ganz seltames passiert, der Bua is zwar, wia mia des wolln ham, af Bernhard Fritz tauft worn, oba es war der gleiche Melona-Bua wia von der erstn Urkundn. Hams uns an Buam vakafft, der uns scho ghert hod. Do samma scho olle etwas ins Grübln kemma. San etzt dene in Afrika do druntn, de Nägakinda ausganga! Taufa miaßns oba oan, as Geld hams ja kriagt. Etzt hod der arme Lumumba oa Jahr lang Karl Helmut ghoaßn, kaam hod er se dro gwehnt, scho hoaßt er Bernhard Fritz. Ja san denn de Missionare unta de Wiedatäufa ganga! Vielleicht ham aa de Kinda gsogt, also fia 21 Mark laß i mia koan so an komischn weißn Nama gem.

Nachdem mia also festgstellt ham, daß de in Afrika koane Heidnkinda mehr vorrätig ham zum taufa, hammas dann glassn.

Wos i damit eigentlich bloß song wollt: Scho von kloa af wern ma draf trimmt, fia de Schwarzn Geld zu sammeln. Bloß des mid de Schwarzn miaßn a paar folsch verstandn ham, de ham da CDU spendiert. I moan, wenn i so vui Geld hätt wia da Kirch, und so wenig Karakter, und i wenn von der Schwarzn Politik so profitiert hätt, dann hätt i vielleicht aa a Million locker gmacht.

De Nicknegalein gibt's imma no. Früha, wenn ma de Scharzn wos spendiert hod, hams dankbar gnickt, heid wenn ma de Schwarzn vui gnua spendiert, kriagt ma dafia de Leuna-Werke. Jaja, Da Kohl, das postmissionarische Nicknegalein. Des is ja richtiggehend gefährlich, stell dir vor, du spendierst der CDU und host af oamol de Leunawerke dahoam rumlieng und woaßt ned wohi damid, vielleicht versperrns da im Wohnzimma an Blick afn Fernseh. Vor allem, wennst koa Chemiker, also koa Fachmann bist, konnst ja garnix damid ofanga.

In a Wirtschaft konnst aa nimma in der Vorweihnachtszeit. A Russin verkafft ogmolde Holzeier, 18 Mark as Stick und wull se damid ihr Studium finanziern. So will se de durchbringa, konn de nix anständigs macha? Samma ehrlich, wer zahlt 18 Mark fia a Ostaoa, und des an Weihnachtn. Zugegeben, schlecht hods ned ausgachaut de Russin, i hätt ihr scho an Tip gem kenna, wias schnella zu am Geld kimmt. I hobs dann gfrogt: Host AIDS, ha? AIDS, gibts doch in Rußland aa, oda? Oba, ehrlich, was soll i mi do eimischn?

Oda as ander Mol: Ham se zwoa Deandln als heilige drei Kenig maskiert, kemma ind Kneipn und singa wos. Koans versteht, zum Glick is kurz, des Liadl, weil, so schaffas mehr Kneipn an oam Amd. Also do hob i nix gem. Wenn i in a Kneipn geh, wull i Kartnspuin. Liaba werd i as Geld beim Kartnspuin los.

I bin ja wirklich großzügig, oba an meina Tür wenn oana bettelt, fia mi is des Hausfriedensbruch. Dass der wos kriagt, konn er se abschminga. In da Vorweihnachtszeit schau i dreimol durchn Spion, bis i oamol afmach. "Dahoam" is mei Privatsphäre, und des laß i mia von so am Schmarotza ned kaputtmacha. Dahoam is ja des, wos ma so dahoam hod, und des gib i ned her. De dan se olle leicht, de solltn olle amol mei Gehaltsabrechnung seng, wiavui mia vom Weihnachtsgeld abzong werd.

As hechste is ma ja am heilign Amd vorkemma. Leits um hoba Fünfe. I denk ma nix schlimms. I hob mia nämlich dacht, des waar oana von de Nachbarn, de scheene Feiatog wünschn. Steht da im Schneegestöba a völlig Unbekannta mid oana Frau, also, de war af olle Tog. Frogt der glatt, ob er a Nacht bleim kannt, er hätt koa Unterkunft gfundn.

"So," sog i, "eina wills, eigschneit wiast bist, machst ma ja an ganzn Teppich noß."
Da erzählt er mia, er war a Palästinenser, a Zimmermann, er miaßat mid seina Frau irgendwo hi, oba des hob i ned gscheid kapiert. Und draußt waars kold.

"Ja ja" sog i: "A schwangers Wei und a arbatslosa Zimmermo. Und wenn dei Oide niadekimmt, do bei mir, hob i an Dreck und de Scherereien. Woaßt, wos i mach, wenn i weda Arbat no Unterkunft hob? Woßt, wos i dann mach? Ja, af koan Fall a Kind."

Wia ra dann imma no ned ganga is, is mia de Geduld grissn, do bin i richtig fuchtig gworn, dem hob i ois gsogt, wos i de ganze Zeit scho amol los wern wollt.

"Und überhaupts," hob i eam gsogt, "Des Boot is voll, Asylantn kenna mia ned braucha. Mia ham koan von eich gruafa. Wenn mia jedn von eich eina lassn, dann gehts uns bold so dreckat wia eich. Und wer soll eich dann wos spendiern, wenn mia nix mehr ham? Ohne Spendn seids ja ihr aufgschmissn. A so schauts aus."

I hob eam dann no an Blick ind Wohnung werfa lassn.

"Heid is heiliga Amd", hob i eam gsogt, "Do schau amol nei ins Wohnzimma, siegst den Christbaam? Und de Geschenke davor? Ha? Siegst des? Du, i hob a vierköpfige Familie, de hod a Recht af a gscheide Bescherung, Weihnachtn is a Fest fia d'Familie, Gäst kenna mia do ned braucha."

Naja, er is dann recht kloalaut abzong. Wahrscheinlich is er im Stodl vom Mesna-Bauern untakrocha. Und do muaß nan no bei da Nacht de Polizei raus gholt ham. Af jedn Fall war da Mesna-Stodl nachts hell beleicht und de Schaulustign ausm Dorf san naus grennt. Ja, i bin lieba dahoam bliem, hob mia a no Bier eigschenkt und an Fernseh eigschalt.

Mei Frau hod ja dann a schlechts Gwissn kriagt und gmoant, sei Weib hätt vielleicht do draußt entbundn. Oba i hob ihr gsogt, do braucht sa se koane Sorgn macha, des war a Palestinenser, und de san ja bekanntermaßn eh olle Terroristn. Do hods ja scho amol oan gem, der hod im Templ den Wechlsan de Tisch umkippt. Hoffentlich schiams nan boid ab, weil sonst wirft sei Bua am End dem Männaverein in Tuntnhausn no as Rednapult um, Herrgott nochmal.

Also, wia gsogt, von mir konn wirklich jeda as letzte ham, wenn er anständig drum bitt. Und vor allem in da Adventzeit, weil -i woaß ned, gehts eich aa a so- wenn Weihnachtn vor da Tür steht, do wird ma so sentimental, do, do do, do bricht de soziale Ader, ob ma will oda ned, so richtig aus oam raus. Und do is ma dann so großzügig, dass' oam nach Weihnachtn fast scho wieda leid tut.

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