In der Vorweihnachtszeit sollen hier Kabarett-Texte zum Thema Weihnacht aus einem Kabarettprogramm geboten werden.

Hier:

Die Weihnachts-CD (1994)

Bevor ich den Text bringe, muß ich erst meine Jacke anziehen und den Hut aufsetzen, Damit ich anonym bin. Ich sag mir immer, lieber ein anonymer Kabarettist als ein bundesweit bekannter Realsatirker.

Im Kaufhaus hob i letzmals a Weihnachts-CD gseng. Naa, koane, de ma in so an CD-Player einesteckt und es kimmt a Musik außa. Naa, oane fian Kombiuda. Hat ma guat gfalln, hob i mia glei kafft. I muaß eich natürlich aklärn, wia des funktioniert. Also, do hat ma so a Programm und dann ko ma auswähln, wos ma so ham will. Zum Beispiel erscheint dann am Bildschirm a schee aufputzta Christbaam, d'Kerzn flackern richtig und es spuit a Musik "O Tannenbaum". Paßt scho, hab i mia dacht, des is ja vui praktischa wia friara.

I muß eich da azähln, wias friara war. Da hamma wia vui andere aa an richtign Christbamm ghabt. Oba des war imma a Gfrett. Gnadlt hot a, Wachstropfn hats am Teppich gem, und afpaßn hast miaßn, daß a net as brenna ofangt. Und des ois wenga oam Tog, am eastn Feiatog samma sowieso meistens scho zum Schifahrn weg.

I hob na ziemlich friah af elektrisch umgstellt. Wia dann des Waldsterm ogfanga hot und de Baam imma mickriga gworn san, hob i gsogt, damma wos fia de Natur, kaff ma an Christbaam aus Plastik. War scho vui praktischa, wenn nix mehr nadlt.

Inzwischn is de Material so spröde gworn, daß fast scho ausananda bräslt. I wollt scho fast an neia Baam kaffa, oba dann hob i halt de CD gseng. CD-Rohm hoaßt ma sowos. Wahrscheinlich wird des in Rom vom Vatikan herstellt.-- Des is garnet so abwegig, de ham scho ganz anderne Sachan hergstellt, zum Beispiel die Pille, also net bloß oane, scho mehrare, also die Pille in da Mehrzahl. Und des zu oana Zeit, in der de Enzüklika außakemma is, de de Gebuatnkontrolle vabotn hot.

Oba zruck zu dem Programm. I frog eich, fia wos braucht mei Familie do no an Bamm. Programm statt Baam is de Devise dea neia Zeit.

Natüalich hob i do dazua an neia Kompiuda braucht. Mit so am Laufwerk, wo ma de CD aa nei schiam ko. Den altn 486-er hob i meim Buam ins Zimma gstellt, do konn a etzt Flugzeige und Monsta abschiaßn, da is a wenigstens afgramt und nervt net.

War net billig, de Anschaffung, is oba a einmalige Ausgabe, des rentiert se doch, oda. I moan, samma ehrlich, wia warn des friara?

Oa Jahr warn de rotn Christbäim modern, hamma uns rode Kugln kafft. As Jahr drauf hat ma blaue Bäim ghabt, hamma de rodn Kugln weggwoafa und blaue kafft. Danoch san wieda rode Bäim afkemma. Etzt hamma oba de rodn Kugln scho weggwoafa ghabt. Konnst ja net ois afhem, oda?

Damals, i glaab, des war kurz nach da Wende, hamma dann an Baam nua mit so Holzspielzeig aus da Ostzone ghabt. Hob i mia gsogt, oa Arbatsplatz is aa, den ma do fia oan Ossi rettn. Oba wia i des Zeigl auspackt hob, hob i hintn grauf glesn: Maid in Taiwan. War dann aa scho Wurscht. Af den oan Arbatslosn mehr oda weniga waars dann aa nimma draaf zammkumma, bei zwoa Milliona. So ganz aus Holz war des Zeig dann doch net, des war eha so, naja, aus Plastik wars halt. Oba sans ja selba schuld im Erzgebirge, wenns bloß schnitzn kenna und se einfach net umstelln wolln. Wer willn heit no was aus Holz? De solln fia a Mark fünfasechzge in da Stund arbatn, so wia de in Taiwan aa, dann kriangs scho a Arbat, oda?

Oba, wia gsagt, schee war dea Baam scho, damals, aba äußerst unpraktisch und teia. Naja, heia lad i am Heilign Abend des CD-Rohm ei, da konn i vorher eistelln, welche Farb von Kugln daß i am Baam ham will. Wenns ma nimma gfallt, nimm i einfach a andrne Farb. Da Kombiuda steht dann mittn im Wohnzimma, de Gschenke stell i außn rum. Weil früha am Baam imma Guatln ghängt san, papp i de Guatln mit Tasa an Monitor one. Wenns so weit is, dann klinglts, so wia friara halt aa, etzt macht des da Kombiuda voll automatisch, dann spuits "O Tannenbaum" und dann gibts Bescherung.

Friara hot da Bua no selba Flötn gschpuit. Manchmoi hot er se vaschpuit, dann hob i natürli Stunk gmacht, i moan, fia wos investierst in de teiern Flötnstundn, oda? Dann hot er wieda plärrt und Weihnachtn feian hast eh vagessn kenna. Iagendwann wiara dann nimma Flötn übm hot wolln, hamma a Plattn mit Weihnachtsliada kafft. Braucht ma etzt ois nimma, macht ab heia ois da Kombiuda.

A Krippn braucht ma aa nimma. Des Programm hot ja sovui Liada drauf, zum Beispui aa "Stille Nacht", da kimmt dann a Buidl mit Maria und Josef in da Krippn. Im Hintagrund Ochs und Esl. Und des schenste: Ochs und Esl wackln mitn Kopf im Rütmus von da Musik. Wia indische Templelefantn. Bei de oanzelna Strofn geganand, beim Refräng mitanand. Maria und Josef beweng se aa a bißl hin und her, wirklich schee, i sogs eich, wirklich schee, und gar net kitschig.

De meistn Liada san oba af englisch, beziehungsweise amerikanisch, wia halt ois aa, wos mit Kombiuda zammhängt. Eigentlich kannt ma ja moana, daß italienisch san, wenn de CD vom Vatikan außagem is. Oba Pfiffkaas, amerikanisch sans. Da is zum Beispui "Jingle Bells" draf, da hupft dann so a Rentier mit am Schlittn mit Nikolaus hintn drauf üban Nachthimml. Is zwar grod net unsa Gschmack, oba trotzdem schee. Slso, i mogs gern.

Am heilign Abend werd i also des Programm voll ausnutzn. Da stell i vorher ei, wos i ois hern mecht und in welcha Reihenfolge. Zerscht wahrscheinlich "Stille Nacht", dann "O Tannenbaum", dann zwoamol "Jingle Bells", mia gfallt des, wenn des Rentier so umananda hupft, "Jingle Bells, Jingle Bells" und dann no amol "O Tannenbaum", desmol mit anderne Kugln, wenga da Abwechlung, und zum Schluß des Liad, wos Pferdl auskemma is. -- Was? Ach i moan "Es ist ein Roß entsprungen". Hot zwar wenig mit Weihnachtn zum toa, wenn a Roß auskimmt, oba schee is aa. Etzt fallt mia ein, vielleicht miaßn deshalb de Rentiere von "Jingle Bells" den Schlittn ziagn, weils Pferdl auskemma is. Und da Nikolo suachts übarall, des Pferdl. Drum dans aa so üban Nachthimml hin und her. "Jingle Bells, Jingle Bells".

Etzt wird mia aa der Zusammenhang klar, oba dann muaß i umstelln: Also zerscht des entsprungene Roß und danoch erst "Jingle Bells". Wenn i de oide Reihenfolge glassn hätt, hätt da Bua wieda nix kapiert. Etzt konn i eam des richtig eaklärn: As Pferdl is auskemma und wos macht dann da Nikolo? Er nimmt a anders Tier des rennt, a Renntier halt.

Apropo Bua, a Adventkalenda is aa dabei, bei dem Programm. Spiut jedn Tog oa Melodie mit oam Buidl. I woaß net, wia der des macht, oba jedn Tog nua des, wos zu dem Tog ghert, nix anders. Hat natürlich an gewaltign Voateil. Friara hot da Bua glurt, dSchokolad hot a eh scho am erstn Tog zammgfressn ghabt. Geht se etzt nix mehr, hob i'n austrixt.

Da Bua, der Lackl, hot natürlich ois mögliche probiert, ob er des Programm net austrixn ko. Hat a net gschafft. Oba wos anders hot er gfundn, a Spui, hob net amol i gwußt, daß des drauf is. Da sitzt ma na do, mitn Joystick in da Hend und konn de heilign drei Kenig steiern. De miaßn Hindanisse übawindn und Gold, Weihrauch und Mürre einsammln. Wenns des ham beginnt da Wettlauf zua Krippn, imma dem Stern noch. Wer als ersta durt is, hot gwunna. I glaab, des Spui is so programmiert, daß da Balthasa, des is da Näga, nia gwinna ko. De CD muaß doch amerikanisch sei. Wenns oana von de andern zwoa gschafft hot, erscheina am Bildschirm Sternderl und übarall tuats blinka. Zum Schluß spuins a Hymne, de drei Kenig stengan, wie de Österreicha sogn, auf an Stockerl, da Siega natürlich obn und Maria übareicht an Pokal. I finds guat, wia de aa no a Spui erfindn kenna, des genau zum Thema paßt. Stimmt doch, oda?

Oba eigentlich wollt i ja wos von de Adventkalenda vazähln, oba wennst amol mit de Kombiuda ofangst, kimmst vom Hundersten ins Tausendste. Weil, mit de Adventkalenda hamma scho imma a Gfrett ghabt. Voa zwoa Jahr wollt ma am Buam a bsonadna Freid macha, hamma eam oan mit Trüffl kafft. Ganz stolz hot er des in da Schul vazählt, hams nan in da Schul bloß no Trüfflschwein ghoaßn. Hoamkemma is er, gschrian hot er und gmoant hot er, daß mia Schuld waarn. Den Trüfflkalenda wollt er dann aa nimma. Hamma as Jahr drauf nua no oan mit Buidln kafft. I moan, Bilder ham ja an ideellen Wert, hätt er ja wos draus leana kenna. Des hot er oba übahaupts net dapackt. An Wuatanfall hot er kriagt und, wia net anders zu erwartn af den Schock, Neurodermitis. Mia san de hoibe Adventszeit nimma vom Hautarzt außakemma. Mei, da Bua hot halt a niedrige Frustrationstoleranz, hot da Hautarzt gsogt, und mia deafan nimma so enttäuschn.

Drum kimmt mia heia des mit dem Kompiudaprogramm grod recht. Oba iagend a Zuckerl braucht a natürlich heia aa. Drum leg i eam jedn Tog aufn Monitor a Pille. Tranquilizer hoaßn de, ja Tranquilizer. Also, des san net de vom Vatikan. Da Bua wird drauf imma soooo ruhig, so handsam, richtig angenehm is a dann zum ham. Schließlich wolln ja aa mia scheene Weihnachtn ham. Wenn der Streß mit dea Eikafferei scho sei muaß, mecht i wenigstens vom Buam mei Ruah.

Ihr segts, mia ham heia ganz ruhige und beschauliche Weihnachtn, da hob i scho voagsosgt. Und i vasteh übahaupts net, daß af der CD wos von Kabarett steht. Da stinka a ma scho a bißerl. Also, i sogs eich, so beschaulich wia mia werds net leicht a andana von eich ham.

So, jetzt zieh ich meine Jacke wieder aus, und ihr seht ich bin wieder ich selbst. Als solcher will ich zum Schluß noch eine persönliche Sache berichten:

Wie ich diesen Text geschrieben habe, wollten meine Kinder wissen, was ich denn da so lange mache. Ich habe ihnen diesen Text vorgelesen. Die eine Tochter meinte aus Jux: "Papa, so a Programm machst aa, des konnst doch, oda?" Noch bevor ich ihr sagen konnte, daß es damit wohl nichts wird, fügte bereits die andere hinzu: "So wos braucht a gernet selba programmiern, des gibts scho, i habs bei da Steffi gseng."

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