Reinhard Mey singt in dem Lied "Ich glaube nicht"
( kopiert von hier)
folgende Strophe:

Ich glaub' nicht, daß er in seiner Weisheit, seinem ew'gen Rat
Sowas Abartiges ausgeheckt hat wie den Zölibat,
Denn sonst hätt' er sich zum Arterhalt was andres ausgedacht
Und uns nicht so fabelhafte Vorrichtungen angebracht.
Welch ein Frevel, daran rumzupfuschen, zu beschneiden,
Zu verstümmeln! Statt sich dran zu erfreu'n, dran zu leiden!
Und wenn Pillermann und Muschi nicht in den Masterplan passen,
Glaubt ihr nicht, er hätt' sie schlicht und einfach weggelassen?
Glaubst du Mensch, armsel'ger Stümper, du überheblicher Wicht,
Daß du daran rumschnippeln darfst? Ich glaube nicht!

Dieser Vers, gab mir den Mut, meine Meinung zu der aktuellen Diskussion über die Beschneidung ins Netz zu stellen:

Ich halte die Religionsfreiheit in unserer Demokratie für ein wertvolles Gut. Zur Religionsfreiheit gehört aber nicht nur, dass man seine Religion im Rahmen des geltenden Rechts ausüben kann, sondern auch, dass man sich für oder gegen einen Glauben frei entscheiden kann. Die Beschneidung bedeutet aber, dass man einem Kind die Freiheit nimmt, als mündiger Erwachsener den Glauben seiner Eltern aufzugeben. Mit der Bescheidung wird nämlich ein umündiges Kind dauerhaft für die Religion seiner Eltern markiert.

Meiner Meinung erfüllt die Beschneidung zweierlei Zwecke: Erstens wird der neue Erdenbürger nach seiner Geburt sofort unabänderbar als Mitglied der Gruppe seiner Eltern markiert. Egal ob nun der begriff "Gruppe" für Religion, Abstammung, Kultur oder gar Rasse steht. Zweitens wird durch die Markierung an den Geschlechtsorganenn eine unliebsame Fortpflanzung mit Gruppenfremden erschwert.

Man kann sich nicht genügend darüber aufregen, dass das verbrecherische Nazi-Regime, die Juden zum Tragen des David-Sterns zwang. Zur Religionsausübung der Juden gehört es aber, ihren Jungen den David-Stern sofort nach der Geburtquasi quasi dauerhaft auf den Penis zu brennen.

Meine Markierung für eine Religion bestand aus einer Taufe. Das Wasser hat sich mit der Zeit verflüchtigt und glücklicherweise keinen dauerhaften Schaden hinterlassen. Hätte man mir allerding ein Kreuz auf den Hintern tätowiert (das ist genauso abartig wie das Herumschnippeln an der Vorhaut) und mich damit für alle Zeit für das Christentum markiert, hätte ich dafür meine Eltern zur Rechenschaft gezogen. Es sollte doch reichen, wenn _ohne sich am Penis des Kindes zu vergreifen- eine rituelle Beschneidung gefeiert wird. Die jungen Männer könnten sich dann mit dem Erreichen der Religionsmündigkeit selbst für oder gegen eine Beschneidung entscheiden.

Es könnte ja vorkommen, dass ein Junge nicht damit leben will, mit dem David-Stern auf dem Penis dauerhaft als Jude markiert zu sein. Deshalb würde ich es mir wünschen, dass irgendwann ein solcher Mann die Schuldigen seiner Beschneidung verklagt. Das scheitert aber wahrscheinlich daran, dass der, der der die Beschneidung ausgeführt hat, nach so langer Zeit nicht mehr greifbar ist, und dass er gegen die, die die Beschneidung veranlasst haben - nämlich die eigenen Eltern-verständlicherweise nicht klagen will. Vielleicht traut sich doch mal einer.

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