Tuntenhausen trägt maßgeblich dazu bei, dass ich zum Kabarett kam und anschließend diese Internet-Seite zusammenstellte. Beigetragen haben folgende Episoden:

Es geschieht nicht zum ersten Mal, ich stehe an der Passkontrolle in ein deutschsprachiges Land, der Grenzer betrachtet meinen Pass, sein Gesicht erhellt sich mehr und mehr, mit einem breiten Grinsen geht er zu seinem Kollegen, stupst ihn an und zeigt auf den Pass. Für beide scheint der Tag gerettet, sie haben in meinem Pass den Wohnort entdeckt: Tuntenhausen. Jetzt fehlt nur noch eine süffisante Frage, ob ich nicht vielleicht doch Helga heiße. Aber der heutige Grenzer kann sich beherrschen, es bleibt bei einem breiten Grinsen, er hat Anstand.

Oder ein anderes Mal: Ein Bekannter will mich besuchen, und verfährt sich. In seiner Not will er mich anrufen, hat aber die Nummer nicht parat, also ruft er die Telefonauskunft an. Er braucht die Nummer von Helmut Pritschet in Tuntenhausen. "Wie heißt der Ort? Tuntenhausen?" Die Dame am anderen Ende der Leitung kommt sich veräppelt vor, nach der mehrmaligen Versicherung, dass der Ort wirklich so heiße, kann sie sich vor Lachen nicht mehr einkriegen. Den Ort gibt es wirklich, stellt sie in ihrem Verzeichnis fest und rückt endlich mit der gewünschten Nummer heraus. Es fehlt nur noch die Frage, ob es in Tuntenhausen einen Männerverein gebe.

Einen Männerverein gibt es wirklich in Tuntenhausen, aber nicht so einen, wie sich ihn die Dame von der Telefonauskunft vorstellt, der Verein ist katholisch. Nix Love-Parade, da schwört man sich mit konservativ-klerikalen Sprüchen gegen rot-grüne Politik ein. Schließlich hat Tuntenhausen eine Wallfahrtskirche überregionaler Bedeutung.

Die Internet-Seite der Gemeinde war kaum im Netz, als sich die ersten Gästebuchschreiber mit Eintragungen wie der folgenden über den Ortsnamen lustig machten:
"Hey Leute! Wie seid ihr auf den Namen gekommen?"
"dolle seite!! Geiles dorf is des, echt hey!!!"
"whahahaha tuntenhausen! - ich will dahin"

Die Dünnhäutigkeit Tuntenhausens bezüglich Spötteleien über den Ortnamen kann man schon daran erkennen, dass diese Gästebucheintragungen sehr schnell gelöscht wurden. Da ist man unheimlich sensibel, was nur den Hauch von Homosexualutät haben könnte. Da hat man schon Angst, dass ein Mann auf einem Damenfahrrad eine Tunte sein könnte.

Und in diesem Spannungsfeld zwischen dem frivolen Ortsnamen und der Wallfahrtskirche lebe ich neben 6000 Einwohnern. Dieses Spannungsfeld treibt die Einen zur bigotten Frömmigkeit, kombiniert mit einer irrationalen Furcht vor allem Weltlichen, sei es nun sexuell oder politisch links angehaucht. Die Anderen kokettieren zu jedem möglichen und unmöglichen Anlass mit dem Ortsnamen. Ich gehöre eindeutig zur zweiten Gruppe.

Mir wird öfter mal gesagt, dass es mir und meinen Intensionen schade, wenn ich die Bayern, die bayerische Staatsregierung, die CSU und die Einwohnerschaft meines virtuellen Ortes als Deppen darstelle. Jedes Mal gebe ich dem Kritiker recht und gelobe Besserung. -

Und dann erlebe ich wieder und immer wieder, wie die Leute auf Lügen, Propaganda und Volksverdummung der CSU hereinfallen und dann ist es um den guten Vorsatz geschehen, und dann braucht meine Wut ein Ablassventil. - Zum Glück, sagen diejenigen, die diese Seite schätzen.

Neulich traf ich jemanden, der konnte mit dem Begriff "Tunte" nichts anfangen. Da ich in einer Gemeinde namens "Tuntenhausen" wohne, wollte ich mich über den Ursprung des Wortes informieren und begab mich im Internet auf die Suche. Dabei stieß ich auf ein Tuntenhaus in Berlin. Dort erkundigte ich mich nach dem Ursprung des Wortes. Ich erhielt folgende Antwort:

Wortgeschichtlich wird Tunte zurückgeführt auf ein Wort für ein "fettes schwerfälliges Weib" und als Ausdruck für einen effeminierten männlichen Homosexuellen belegt. Von Schwulen selbst wird Tunte manchmal positiv als Selbstbezeichnung benutzt, um provokativ ihr Lebensgefühl, welches neben privatem Spaß an Kostüm und Inszenierung auch politische Aktion beinhaltet, auszudrücken.

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