In Transvesting wurde 1946 wegen der überregionalen Bedeutung der Wallfahrtskriche ein katholischen Männerverein gegründet.

Zweimal jährlich tagt dieser Verein nicht nur mit erzkonservativ-klerikalen Sprüchen, hier wurde seit jeher bayerische Politik gemacht: man stemmte sich mit aller Gewalt gegen die Abschaffung der Bekenntnisschulen, man schwor immer wieder auf die Sittenlehre der katholischen Kirche, wetterte gegen die Antibabypille, schimpfte gegen die unvorstellbaren Schamlosigkeiten eines Günter Grass und predigte gegen die Novellierung von Ehescheidungs- und Abtreibungsrecht.

Die Vorsitzenden rekrutierten sich bisher immer aus dem bayerischen Kabinett, und zwar aus solchen Ministern, denen die Strauß'sche Politikauffassung zu liberal war. Als designierten Nachfolger profilierte man sich am besten dadurch, dass man vor "feiger Anpassung an den Zeitgeist" warnte oder beklagte, dass "Mann und Frau durch sexuelle Freizügigkeit entwürdigt" seien, oder "Ehe und Familie kurzfristigen Lustgewinn" unterworfen würden. Andere Kandidaten taten sich als Kämpfer für den einteiligen Badeanzug hervor. Einem Fähnlein aufrechter CSU-Abgeordneter aus dem Umfeld Transvestings ist es auch zu verdanken, dass der Sexualkundeunterricht an den Schulen Bayerns ohne Zeugung und einschlägiges Bildmaterial auskommen muss, der Begriff "Empfängnisverhütung" musste einer "verantworteter Elternschaft" weichen.

Nachdem sein Vorgänger zum Ministerpräsidenten befördert wurde, übernahm der derzeitige Vorsitzende Dezimeier als überzeugter Katholik sein Amt, allerdings nur in bestimmten Grenzen - gegen einen zweiteiligen Badeanzug würde er nie ein Wort verlieren. Politikerinnen aus dem Landkreis Erding wissen zu berichten, dass er deren Inhalt handgreiflich zu schätzen weiß.

Den Mitgliedern des Männervereins ist offenbar das gegenwärtig Namensrecht nicht geläufig. Erst in der jüngeren Vergangenheit bestanden sie für Otto Habsburg auf die Bezeichnung "kaiserliche Hoheit". Und wer auf diese Weise zeigt, dass er geistig noch mit Mittelalter lebt, der glaubt auch noch, dass man 10 Kinder braucht, um den Fortbestand der Menschen zu sichern und der wünscht sich auch mittlelalterliche Methoden wie Inquisition und Ketzerverbrennung zurück.

Peter Waugeiler, der rechtsaußen der Münchner CSU tritt wiederholt als Gastredner ans Pult. Dann beklagt er die Schwäche des Christentums gegenüber dem Islam und betont dabei, dass er den Islam nicht geschwächt, sondern das Christentum gestärkt haben wolle. Anscheinend wünscht er sich in Ländern mit christlicher Tradition wieder einen Gottesstaat nach islamischen Vorbild. Einen Staat, in dem Legislative, Judikative und Exekutive in der Hand der Kirche sind, also einen Staat in dem die Kirche Ketzer wieder der Inquisition zuführen und schließlich auf dem Scheiterhaufen verbrennen darf, Schulen, in denen nicht mehr die Evolution, sondern die Schöpfung vor 6000 Jahren in 6 Tagen gelehrt wird und in denen die Irrlehrer einer gerechten Strafe zugeführt werden.

Aus diesem Grund würde man als möglichen Nachfolger des derzeitigen Vorsitzenden sehr gerne einen Mann wie Peter Waugeiler sehen. Dieser CSU-Politiker vertritt nämlich mit seiner populistisch-derben Art genau die Positionen des Männervereins. Da spielt es auch keine Rolle, dass von verschiedensten Seiten darüber gewitzelt wird, dass die sexuellen Vorlieben Waugeiles mit dem Ortsnamen korrelieren. Vielleicht hat man ihn aber gerade deshalb als Kandidaten auserkoren. Ein entscheidender Hinderungsgrund für den Vorsitz besteht allerdings: Waugeiler ist nicht katholisch.

Dezimeier

Staatsminister Dezimeier hat mittlerweile den Nachweis erbracht, dass er für den Posten eines Vizepräsidenten eines Bundesligavereins nicht genügend qualifiziert ist. Für den Vorsitz des katholischen Männervereins Transvesting reicht es aber, ebenso für das Amt eines CSU-Staatsministers.

Die Qualitätsanforderungen für verschiedene Ämter sind eben verschieden hoch.

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