Wie bereits an anderen Stellen mehrfach erwähnt, besitzt Transvesting eine Wallfahrtskirche. Diese ist nicht nur zweimal jährlich Austragungsort der Tagungen des katholischen Männervereins sondern auch Ziel vieler Pilgerfahrten aus der Region. Diese Pilgerfahrten laufen in der Regel so ab, dass die Wallfahrer busweise nach Westmünster gebracht werden und von dort mit Pfarrer, Ministranten und Lautsprecher ausgerüstet, Rosenkranz betend, nach Transvesting ziehen.

Die Strecke von 2km reicht gerade für einen Rosenkranz. Wenn die Gruppe gut zu Fuß ist, muss entspechend schneller gebetet werden. Erfahrene Wallfahrer orientieren sich bei den Gebeten an den für die Autofahrer angebrachten Katzenaugen. Es soll aber auch Kinder geben, die zu Zeiten des mächtigsten Pilgerstroms zeitweise diese Katzenaugen entfernen und sich diebisch freuen, wenn die Wallfahrer ihren Rosenkranz nicht rechtzeitig beenden und betend in Tranvesting ankommen.

In Transvesting angekommen, erzählen die Pilger gerne von ihrem Ausgangsort. "Wos, aus Tölz seids her, von so weid? Ja, dann dan eich wohl de Fiaß gscheid weh, do kemmts erst amol ind Wirtschaft eina." So ist es nicht verwunderlich, dass die Transvestinger Gastronomie mehr Zuspruch erfährt als die Wallfahrtskirsche. An dieser Stelle ist andererseits zu erwähnen, dass bei den Tagungen des katholischen Männervereins die hauptstädtische Prominenz mit Nobelkarossen und Leibwächter anrückt und danach recht schnell wieder verschwindet.

Edinger Marienglocken
Im Umkreis der Kirche befindet sich ein gern besuchter Devotionalienhandel. Dort gibt es wirklich geschmackvolle Mitbringsel: Geweihte Kerzen, Heiligenfiguren, den Papst im Muschelrahmen, oder die Mutter Gottes -Patrona Bavariae- in einer Käseglocke, in der es schneit, wenn man sie umdreht. Neben diesen eher profanen Gegenständen gibt es auch ganz heilige Dinge aus den ehemaligen Machtzentren der katholischen Kirche zu kaufen: Klosterliköre aus der ganzen Welt.
Der letzte Schrei im Devotionalienhandel ist eine Art christliche Gebetsmühle, nämlich ein Gebetswürfel. Bei geübten Würflern dauert damit ein Rosenkranz nur noch wenige Minuten. Andrerseits ist ein Gebetswürfel beim Wallfahrten äußerst unpraktisch, so dass noch kein Würfler zwischen Westmünster und Transvesting auf der Straße sitzend gesichtet wurde. Neuerdings vertreibt man da auch die Gebets-CDs.

Diese Pilgerfahrten können zu zwei verschiedenen Zwecken durchgeführt werden. Da gibt es entweder die präventiven Fahrten, mit denen man potentielles Unglück von vornherein verhindern will, oder die Dankesfahrten, weil ein Unglück doch ohne größeren Schaden abgegangen ist.

Wenn die Gebete erhört wurden, wird der Kirche üblicherweise eine Votivtafel gespendet. Folglich ist es nicht verwunderlich, dass die Kirche innen und aussen mit Tafeln und Bildern ausgestattet ist, die die Wunder bezeugen, die nach Anrufung Mariens vollbracht wurden. Sei es nun, dass ein Blitzschlag, ein Autounfall oder der Sturz in die Jauchegrube unbeschadet überstanden wurde, dass eine schwere Krankheit vollständige Heilung erfuhr, oder dass ein drohendes Hochwasser die Stadt verschonte. All dies ist Grund, eine Votivtafel in der Kirche anbringen zu lassen.
Transvestinger Votivbild
Bisher war völlig unbekannt, dass der Gestalter der Votivtafeln auch der Erfinder der Sprechblasen und somit Wegbereiter für die Comics war.

keine Auslage eines Jugendstil-Sanitätshauses
Wiederholt kann man hören, dass die Maria von Lourdes, Fatima oder Altötting ein besonderes Wunder vollbracht hat. Dabei ist es nun völlig uninteressant, ob es sich da um verschiedene Marias handelt oder ob Marias Kraft an bestimmten Orten besonders wundertätig ausfällt. Immerhin kann in diesem Zusammenhang ohne Weiteres behauptet werden, dass die Maria von Transvesting bezüglich ihrer wundertätigen Kraft nicht eine unbedeutende Rolle einnimmt.

Beweise für die Heilungen sind in der Kirche hinter dem Altar in Form von Artikeln aus Sanitätshäusern zu finden. Lahme, die wieder gehen konnten, überließen der Wallfahrtskirche ihre nun überflüssig gewordenen Krücken und belegten damit das Wunder. Wenn dort nun auch Prothesen zu finden sind, ...

Ein Manko soll allerdings nicht unerwähnt bleiben: Auch an der Außenwand der Kirche belegen eine Vielzahl von Fresken die von hier ausgegangenen Wunder. Der Weg um die Kirche ist jedoch für Rollstuhlfahrer auf dem aufgeschütteten Splitt sehr beschwerlich. Eine große Einschränkung der Transvestinger Wunderkraft stellt dies jedoch nicht dar, weil Gebrechen, die einen Rollstuhl erforderlich machen, ohnehin nur schwer heilbar sind. Normalerweise erfahren nur diejenigen Marias Hilfe, die sowieso gute Heilungschancen haben.

Bezüglich Rollstuhl kann der Unterburger noch eine Geschichte berichten:

Ich treib mich so immer mal in Foren rum und da hat man mal beschlossen, in Transvesting ein Forumstreffen zu machen. Lauter Atheisten wie ich. Natürlich haben wir auch die Wallfahrtskirche besichtigt. Wir hatten da eine Teilnehmerin, Ramona, die sitzt im Rollstuhl. Wenn es ihr gut geht, kann sie gehen, da schiebt sie am liebsten ihren Rollstuhl, weil er ihr Halt gibt. Noch besser geht es, wenn jemand in ihrem Rollstuhl sitzt.

Beim Forumstreffen ging es ihr gut und sie schob eine andere Teilnehmerin durch die Kirche. Danach wollten sie in den Devotionalien-Laden. Als sie noch in der Tür standen, schrie die Verkäuferin: "Do kennas mid Rollstuhl ned eina, do is zu eng.“ Da legte Ramona ihrer Bekannten die Hand auf die Schulter und sagte: „Steh auf, du bist geheilt.“ Leider musste diese so lachen, dass sie nicht aufstehen konnte.

Man kann sich jetzt vorstellen, was gewesen wäre, wenn sie wirklich aufgestanden wäre, man hätte die Mirakelbücher ergänzen müssen.

Ein ganz anderer Aspekt:
Da lässt sich eine gesunde Frau im Rollstuhl durch die Kirche fahren und danach kann sie nicht mehr aufstehen.

Das ist das Wunder von Transvesting.


Es ist immer noch nicht ganz geklärt, ob es sich um ein böses Gerücht handelt, dass die echten Tuntenhausener Wallfahrer zu ehren des Ortsnamens in rosa T-Shirts und Kappen anreisen, oder ob es sich dabei um eine Tuntenwallfahrt des Fanclubs von Pfarrer Lehner, also eine Art Christopher-Street-Day, handelt.

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