Nachdem Bürgermeister Hirsch im Gemeinderat Teschtirps Frau bezüglich der kabarettistischen Tätigkeit ihres Mannes zurechtgewiesen hatte, schickte ihm der Teschtirp folgenden Brief:

Herr Bürgermeister Hirsch

Ich habe gehört, Sie hätten sich in der letzten Gemeinderatssitzung heftigst über mein Kabarett und den darüber erschienenen Zeitungsartikel beschwert.

Lassen sie mich dazu Folgendes antworten:

Es verwundert mich schon sehr, dass eine Gemeinderatssitzung dazu missbraucht wird, anders denkende Gemeindebürger zu diffamieren und zu beleidigen. Dabei soll mein Kabarett als Kasperltheater bezeichnet worden sein.

Zum einem möchte ich bemerken, dass ich wenig Phantasie habe und mir deshalb gar nichts anderes übrig bleibt, als das in meine Kabarettprogramme zu packen, was ich Alles in Transvesting erlebe. Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass ich Lacherfolge erzielen kann, wenn ich von meinen Erfahrungen in Transvesting berichte. Ich kann wirklich nichts dafür, dass die Zuhörer lachen und applaudieren, wenn ich Ihre Worte wiederhole. Vielleicht sollte es Sie vielmehr nachdenklich stimmen, warum Leute lachen, wenn ich Sie zitiere.

Ich brauche nicht die Tagungen des katholischen Männervereins Transvesting zu besuchen, um mich der Wahrheitsliebe verpflichtet zu fühlen. Ich versichere Ihnen, dass ich mich in meinem Kabarett, soweit es konkret Transvesting und seine Einwohner betrifft, an die Fakten halte.

Eine andere Seite ist die, wie Sie es mit der Wahrheit halten. Um gegen mich im Gemeinderat Stimmung zu machen, sagten Sie, sogar die Kreisrätin der Grünen Rösler hätte sich bei Ihnen über mich beschwert. Mir gegenüber versicherte Frau Rösler jedoch, dass sie Ihnen zu einem Kabarettisten in Ihrer Gemeinde gratulierte. Sollte diese Unstimmigkeit an einer falschen Wahrnehmung ihrerseits liegen, können Sie sich ja immer noch auf eine zeitweilige verminderte geistige Leistungsfähigkeit herausreden und wären damit in prominenter Gesellschaft. Dass Sie mich bei Frau Rösler als Stänkerer bezeichnet haben sollen, empfinde ich zwar als Beleidigung, sollte aber im Rahmen einer demokratischen Meinungsäußerung möglich sein.

Allerdings scheint Ihr Demokratieverständnis so wenig ausgereift, dass Sie mir meine Meinungsäußerungen außerhalb der Gemeinde verbieten wollen.

Überhaupt scheinen Sie meine Auftritte außerhalb der Gemeinde besonders zu stören. Nehmen wir beispielsweise den Satz, dass der Nachtexpress die Jugendlichen aus den Vereinen abziehe. Der Satz findet selbstverständlich die Zustimmung der Transvestinger Bürger, die von Ihrer Vereinspolitik profitieren. Soll ich aber diesen Satz nur deshalb nicht vor Gymnasiasten wiederholen, weil er dort zu Heiterkeitsausbrüchen führt? Wird der Satz deshalb unwahr, weil die Gefahr besteht, dass "olle fia Deppn gholtn wern"? Leider finden diesen Satz nur die Gymnasiasten lustig, die nicht unter Ihrem Versuch leiden, sie daran zu hindern, außerhalb ihrer Gemeinde ihren geistigen Horizont erweitern zu können. Ich besitze den Anstand, Sie nicht als Deppen zu bezeichnen. Wenn Sie und Ihr Anhang für Deppen gehalten werden, liegt es dann an den Produzenten der Sätze, oder an dem, der sie wiederholt? Wem im Übrigen den Unterschied zwischen Kabarett und Kasperltheater nicht bekannt ist, den brauch ich gar nicht als Deppen zu bezeichnen.

Als Bürger habe ich es aufgegeben, an Ihrer Geisteshaltung etwas ändern zu können. Dafür steht in meinen Kabarett der Satz: "Transvesting ist da, wo ein Mathe-Lehrer wie ich zum Satiriker wird."

Da ich das Kabarett nur als Freizeitvergnügen betreibe und davon nicht abhängig bin, würde ich es im Interesse etlicher Gemeindebürger keineswegs bedauern, wenn Sie mir weniger Fakten liefern würden, die kabarettistisch verwertbar sind, und wenn ich deshalb dieses inzwischen heiß geliebte Hobby aufgeben müsste.

Im Augenblick scheint es aber eher so, dass mich ihr Vorgehen im Gemeinderat eher zu neuen Texten und weiteren Auftritten motiviert.

In diesem Sinne
(zu einer Floskel wie "Hochachtung" kann ich mich leider nicht mehr durchringen)

Teschtirp

PS. Ich hoffe es stört sie nicht, wenn ich diesen Brief in mein Kabarett einbaue. Wenn doch, lasse ich mich dennoch nicht davon abhalten.

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