2016 musst ich beim Liedertreffen meine Gitarre entschuldigen

OriginalHochdeutsch
I muaß eich enttäuschn. I hob heia mei Gitarr dahoam glassn. Weil, es geht nimma mit ihr. I konn eich song, i hob solche Probleme mit ihr. Psycholog, Psychiata, Analytiker, Therapeut, ois hamma scho probiert mit ihr, i bin bloß no untawegs mid ihr. Oba es huift nix. Vor allem, des zohlt ja koa Kranknkass. Is ja bloß a Gitarr. Oba mach eana des amol klar, dene Sesslpfurza von da Kranknkass. I glaab von dene war no koana af an Konzert von am Liedamacher, sunst daatns anders entscheidn.

Und as ollaschlimmste, i muaß ja ständig rumfahrn zu dene Ärzte. Wenn i's oba dann in mei Auto leg, moants, es geht af a Liedatreffn, und dann drahts vollkommen durch. Da Analytiker sogt, sie hod a Rostrophobie. I moan, des hob i no nie ghert, er hod mia erklärt, Rostrum is a Rednarpult, also is des so a Art Bühnenangst, verbundn mid a Stahlallergie. Woher de Stahlallergie kimmt, hod er allerdings ned verstandn. Dass i de Gitarr letzts Jahr mid am Hammer bedroht hob, brauch i dem Analytiker ja ned verzähln. Wenn i eam sog, dass des Teil meiner Performance af an Liedertreffen war, holt der mi ja glatt fia varuckt.
Ich muss euch enttäuschen. Ich hab dieses Jahr meine Gitarre zu Hause lassen. Weil, es geht nicht mehr mit ihr. Ich kann euch sagen, ich hab solche Probleme mit ihr. Psychologe, Psychiater, Analytiker, Therapeut, alles haben wir schon probiert mit ihr, ich bin nur noch unterwegs mit ihr. Aber es hilft nichts. Vor allem, das zahlt ja keine Krankenkasse. Ist ja nur eine Gitarre. Mach das denen mal klar, diesen Sesselpfurzern von der Krankenkasse. Ich glaube von denen war noch keiner auf einem Konzert von einem Liedermacher, sonst würden sie anders entscheiden.

Und das Allerschlimmste, ich muss ja ständig herumfahrn zu diesen Ärzten. Wenn ich sie aber dann in mein Auto lege, meint sie, es geht auf ein Liedertreffen, und dann dreht sie vollkommen durch. Der Analytiker sagt, sie hat eine Rostrophobie. Ich meine, das hab ich noch nie gehört. Er hat mir erklärt, Rostrum ist ein Rednerpult, also ist das so eine Art Bühnenangst, verbunden mit einer Stahlallergie. Woher die Stahlallergie kommt, hat er allerdings nicht verstanden. Dass ich die Gitarre letztes Jahr mit einem Hammer bedroht habe, muss ich dem Analytiker ja nicht erzählen. Wenn ich ihm sage, dass das Teil meiner Performance auf einen Liedertreffen war, hält der mich ja glatt für verrückt.
De Gitarr wenn inzwischn an Hamma siegt, mei, des konn ma ned beschreim, so füaht sa se auf. Letzt Mol hob i in meim Arbeitszimma a Build afghängt, des hoaßt, i wollts afhänga, siegt de den Hamma, aus wars. Des Buidl is imma no ned an da Wend.

Wißts, i hob etzt mei Giatrr nimma im Sog aufn Schrank, sondern auspacklt. Des is oba a andre Gschicht, de de Sach ned leichta macht. Des war nämlich a so: Letzts Jahr wollten nammittog a paar Leid af der Terrasse vor der Jugendherberg a paar Liada singa, oba koana hod an Schlüssl fia sei Zimma ghabt, wo eana Gitarr drin war.

Sog i: "I hätt scho a Gitarr fia eich."

Moanas olle: "Dann hols doch."
Wenn die Gitarre inzwischn einen Hammer sieht, das kann man nicht beschreiben, so führt sie sich auf. Letztes Mal hab ich in meinem Arbeitszimmer ein Bild aufgehängt, das heißt, ich wollte es aufhängen, sieht sie den Hammer, aus wars. Das Bild ist immer noch nicht an der Wand.

Wisst ihr, ich hab jetzt mein Gitarre nicht mehr im Sack auf dem Schrank, sondern ausgepackt. Das ist aber eine andere Geschichte, die die Sache nicht leichter macht. Es war nämlich so: Letztes Jahr wollten nachmittags ein paar Leute auf der Terrasse vor der Jugendherberge ein paar Lieder singen, aber keiner hatte einen Schlüssel für sein Zimmer, in dem ihre Gitarr drin war.

Sag ich: "Ich hätte schon eine Gitarre für euch."

Meinen alle: "Dann hol sie doch."
Hob i gmacht. Und dann spuit da Sven a Liadl auf ihr. Des war praktisch des erste Liadl, des ganz und aa no richtig af ihr gschpuit worn is, do hod ers sozusagn entjungfert. Und dann sogt da Sven, daß muffelt, mei Gitarr. Ja freilich, de is ja fast 50 Jahr so guad wie nia aus ihrm Sock raus kemma. Oba ihr miaßts eich vorstelln, wos des fia de Gitarr bedeit: Zerscht hod ers entjungfert, dann gibt ers an sein Kumpl weida und sogt: "Etzt konnst du mid ihr spuin, oba vorsicht, sie stinkt ausm Loch." I moan, so a Gitarr is aa bloß a Mensch, oda? So konnst ja ned mid a Gitarr umgeh.

Des hoaßt, i hobs nimma im Sack, damid sa se ausstinga ko.

Ja, so is. Friahra hod sa se gfreid, wenns ausm Sock rauskemma is, etzt daats am liabstn nua no drin bleim. Friahra hod sa se danoch gsehnt, dass oana fachgemäß olangt, etzt wills koan Gitarrespiela mehr seng, und mi aa nimma, vor allem ned mid am Hamma. Vielleicht braichat mei Gitarr an Gitarreflüstera. Hob i oba koan im www gfundn.

Glaubts mas, es hod koan Zweck mehr mid ihr. Irgendwann vielleicht amol wieda, Oba im Augnblick, keine Schanze.

Hab ich gemacht. Und dann spielt Sven ein Lied auf ihr. Das war praktisch das erste Liad, das ganz und auch noch richtig auf ihr geschpielt worden ist, da hat er sie sozusagen entjungfert. Und dann sagt Sven, dass sie muffelt, mein Gitarre. Ja freilich, die ist ja fast 50 Jahre so gut wie nie aus ihrem Sack heraus gekommen. Ihr müsst euch aber vorstellen, was das für die Gitarre bedeutet: Zuerst hat er sie entjungfert, dann gibt er sie an seinen Kumpel weiter und sagt: "Jetzt kannst du mit ihr spielen, aber pass auf, sie stinkt aus dem Loch." Ich meine, so eine Gitarre ist auch nur ein Mensch, oder? So kann man ja nicht mit einer Gitarre umgehen.

Das heißt, ich hab sie nicht mehr im Sack, damit sie sich ausstinken kann.

Ja, so ist es. Früher hat sie sich gefreut, wenn sie aus dem Sack heraus kam, jetzt würde sie am liebsten nur noch drin bleiben. Früher hat sie sich danach gesehnt, dass einer sie fachgemäß behandelt, jetzt will sie keinen Gitarrespieler mehr sehen, und mich auch nicht mehr, vor allem nicht mit einem Hammer. Vielleicht bräuchte meine Gitarre einen Gitarreflüsterer. Hab ich aber keinen im www gefunden.

Glaubt es mir, es hat keinen Zweck mehr mit ihr. Irgendwann vielleicht mal wieder, aber im Augenblick, keine Chance.

Aber i woaß, ihr habts a Erwartungshaltung an mi. Irgend a musikalische Darbietung mecht i scho macha, zu der i a Gitarr brauch. I hob do wos gehert und des hod mi so fasziniert, dass i mia gsogt hob, des wui i heia bei eich do covern. Es klappt scho recht guad, ihr miaßts bloß gscheid midhelfa, dann kiang mia des scho hin. Da nimm i mia einfach a Gitarr, am bestn de do, de elektrische. Auf a Stromgitarr wollt i scho imma ned spuin.

Dass i's ned alloa ganz so schwer hob, hob i de Gitta gfrogt, obs mia dabei hilft, do moant's: "i mach mi doch ned zum Affn." Damid hob i koa Problem.

Worum geht's? Vor an halbn Jahr war des in Österreich a Hit, des war auf Platz eins in de Downloads-Charts. Der Erlös geht an des Flüchtlingslager Traiskirchen.

Aber ich weiß, ihr habt eine Erwartungshaltung an mich. Irgendeine musikalische Darbietung möchte ich schon machen, zu der ich eine Gitarre brauche. Ich hab da etwas gehört und das hat mich so fasziniert, dass ich mir gesagt hab, das will ich heuer bei euch hier covern. Es klappt schon recht gut, ihr müsst nur richtig mithelfen, dann bekommen wir das schon hin. Da nehm ich mir einfach eine Gitarre, am besten die da, eine elektrische. Auf einer Stromgitarre wollte ich schon immer nicht spielen.

Damit ich es allein nicht ganz so schwer hab, hab ich Gitta gefragt, ob sie mir dabei hilft, da meint sie: "Ich mach mich doch nicht zum Affen." Damit hab ich keine Probleme.

Worum geht es? Vor einem halben Jahr war das in Österreich ein Hit, das war auf Platz eins in den Downloads-Charts. Der Erlös geht an das Flüchtlingslager Traiskirchen.

Do hods allerdings a Veränderung gem, seit i mi zu dem Cover entschlossn hob. Do ham ja etliche Balkan-Länder de Grenzn zuagmacht, de Poln und Ungarn san so christlich, dass koane Moslems ham wolln, de Österreicher lassns bloß no trepferlweis nei und bei uns werd des mit da christlichen Näxtnliebe wörtlich gnumma. Do fragt ma se: Wer is denn mei Näxta. No, da Verwandte, da Nachbar, da Parteifreind von da CSU oda AfD, oba doch ned a Asyra oda a Afgane. Da hat es allerdings eine Veränderung gegeben, seit ich mich zu dem Cover entschlossn hab. Da haben ja etliche Balkan-Länder die Grenzen zu gemacht, die Polen und Ungarn sind so christlich, dass sie keine Moslems haben wollen, die Österreicher lassen sie nur noch tröpferlweise hinein und bei uns wird das mit der christlichen Nächstenliebe wörtlich genommen. Da fragt man sich: Wer ist denn mein Nächster. Also, der Verwandte, der Nachbar, der Parteifreund von der CSU oder AfD, aber doch nich ein Asyrer oder Afghane.
Einschub: Schweden nimmt ja realtiv viel Füchtling. De kemma Viel in Hotels unta, teilweis hintam Polarkreis. Heia follt ja da Ramadan in Somma. Und dann sitzn de moslemischn Flüchtling bei da Mittanachtssonna do und wartn af'n Sonnauntagang, dass wos essn deafa. Ende Einschub.

Trotzdem, des ziag i etzt durch, also, bittschön machts mid, es is garned so schwer. Des Lied hod koan Text, es hod aa koa Melodie, es hoaßt "Schweigeminute für Traiskirchen" man kann sich da also eine Minute Schweigen runter ladn. Und des mecht i etzt covern. Und dass ihr de Minute Schweign aa aushalts, hab i da a paar Bilder für eich.

Einschub: Schweden nimmt ja realtiv viele Füchtlinge. Da kommen viele von ihnen in Hotels unter, teilweise hinter dem Polarkreis. Heuer fällt ja Ramadan in den Sommer. Und dann sitzen die moslemischen Flüchtlinge bei der Mitternachtssonne da und warten auf den Sonnenuntergang, dass sie etwas essen dürfen. Ende Einschub.

Trotzdem, das zieh ich jetzt durch, also, bitteschön macht mit, es ist gar nicht so schwer. Das Lied hat keinen Text, es hat auch keine Melodie, es heißt "Schweigeminute für Traiskirchen", man kann sich da also eine Minute Schweigen herunter laden. Und das möchte ich jetzt covern. Und dass ihr die Minute Schweigen auch aushaltet, hab ich da ein paar Bilder für euch.

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