Ein Bekannter von mir bezeichnete meine Internetseite als Christenverfolgung. Daran erinnerte ich mich, als ich in Frauenkirchen vor der Kirche auf einer Bank Rast machte und folgendes Transparent sah:

Um "Christenverfolgung von Stephanus bis heute" sollte es bei der Ausstellung gehen, entnahm ich einem weiteren Plakat. Und während ich so nachdachte, was wohl in der Ausstellung zu sehen sei, kam ein offensichtlich homosexuelles Pärchen aus der Kirche. Ob es bei der Christenverfolgung auch darum geht, wie die Christen über Jahrhunderte Homosexuelle verfolgte, schoss es mir durch den Kopf. Bei dem Gedanken fielen mir die Zeilen aus der Diplomatenjagd von Reinhard Mey ein:

( kopiert von hier)
Man reicht ihm die Büchse, es prasselt das Schrot:
So findet der Außenminister den Tod.
Daß der Ahnherr daraufhin noch "Waidmannsheil" schreit,
Hat alle peinlichst berührt.
Ihm wird ein Protestschreiben überreicht
(besonders scharf formuliert),
Doch muß man dem Alten
Zugute halten: Das war, bei Hubertus,
Ein prächtiger Blattschuß,
Und daß er das Wort Diplomatenjagd,
Nur etwas zu wörtlich genommen hat!

Offensichtlich wird der Begriff "Diplomatenjagd" aktiv und nicht passiv verstanden, die Diplomaten jagen und werden nicht gejagt. Wie ist es nun bei der Christenverfolgung? Werden die Christen verfolgt oder verfolgen sie?

Zugegeben 300 Jahre lang wurden die Christen verfolgt, die nachfolgenden 1700 Jahre waren es die Christen, die den Rest der Menschheit verfolgten.

So wurden über Jahrhunderte Menschen, die nicht ins christliche Weltbild passten, gefoltert, in Kerker geworfen oder auf grausamste Weise hingerichtet. Sei es nun, dass sie anderen oder keinen Glauben hatten, unbequem waren, Machthabern im Weg standen, wirtschaftlich erfolgreich waren oder wissenschaftliche Erkenntnisse erzielten, die mit den christlichen Lehren nicht vereinbar waren, Eine völlig unberechtigte Anklage genügte, um eine unliebsame Person aus dem Weg zu schaffen. Das ging so weit, dass beispielsweise Ärzte, die Wunden statt mit Öl mit Alkohol behandelten oder aus Hygiene achteten, um ihr Leben fürchten mussten, weil sie heidnischen Methoden anwendeten.

Im Mittelalter wurden nicht nur Andersgläubige sondern auch die eigenen Anhänger Opfer der Christen. Das Land war zwischen Adel und Kirche aufgeteilt und die Bauern, die von der Kirche Lehen bekamen, mussten dafür arbeiten, dass es sich die Klöster und Bischöfe gut gehen ließen und möglichst prunkvolle Sakralbauten errichtet werden konnten, während den Bauern selten mehr als das Existenzminimum blieb. Aufbegehren führte zu Kopfverlust.

Die Kreuzzüge waren letztendlich auch nichts anderes als die Verfolgung Andersgläubiger durch die Christen. Da zogen die Christen aus macht- und wirtschaftspolitischen Motiven unter religiösem Vorwand ins sogenannte Heilige Land und metzelten nieder, was ihnen in den Weg stellte.

Eigentlich ist ja das Heilige Land das Land der Juden. Sie wurden aber daraus vertrieben und zerstreuten sich in alle Welt. Besonders bei den Christen wurden sie schikaniert, unter dem Vorwand, ihren Religionsgründer hingerichtet zu haben. Dabei interessierte die Christen wenig, dass es die römische Besatzungsmacht war, die einen unbequemen Wanderprediger zum Tode verurteilte. Das führte soweit, dass die Juden in den Städten nur in bestimmten Stadtteilen, den Gettos wohnen durften, dass die nur bestimmte Berufe ausüben durften. Und wenn sie in ihren Berufen zu erfolgreich waren, wurde das Gerücht verbreitet sie würden kleine Kinder auf grausame Weise umbringen, worauf sie Glück hatten, wenn sie nur aus den Städten vertrieben wurden. Und genau dieser Antisemitismus bereitete den Weg für den Holocaust der Nazis. Es soll Historiker geben, die behaupten, dass die Christen in ihrem Gotteswahn mehr Menschen umgebracht hätten, als die Nazis. Zugegeben, die Nazis hatten im 1000-jährigem Reich glücklicherweise nur 12 Jahre Zeit, während die Christen mehr als 1000 Jahre dafür Zeit hatten.

So wie die Juden wurden seit dem Mittelalter von den Christen alle Menschen verfolgt, die irgendwie anders waren. Auch uneheliche Kinder wurden dahingehend verfolgt, dass ihnen beruflicher Aufstieg verwehrt wurde. Die Macht der Christen zeigt sich auch darin, dass in den Dörfern kein Gebäude höher sein durfte als die Kirche.

Schaut man sich genauer an, wie die Christen mit den Menschen in den neu entdeckten Kontinenten umgegangen sind, kann auch das als Verfolgung bezeichnen: Nachdem man der indigenen Bevölkerung die militärische Übermacht demonstriert, wurde sie ohne weitere Unterweisung getauft. Weigerten sich die Ureinwohner, das Kreuz anzubeten, wurden sie erschlagen oder um den Besitz beraubt, der den Konquistadoren wichtig war: Gold, Gewürze, Edelsteine.

Selbst wenn heute die Kirchen viel an Macht verloren haben und Gerichtsbarkeit in staatliche Hände übergegangen ist, bestimmte Bevölkerungsgruppen zu unterdrücken. Die Kirchen wehren sich immer noch gegen die Rechte der Homosexuellen, der Frauen, der Konfessionslosen.

Obwohl der Staat den allergrößten Teil der Gehälter in den kirchlich geführten Kindergärten und Schulen übernimmt, nehmen sich die Kirchen das recht heraus, konfessionslose Bewerber nicht einzustellen. Dafür werden schon die Kleinsten mit religiösen Geschwurbel indoktriniert. Obwohl der Staat die Ausbildung der Theologen an den Universitäten finanziert, nehmen sich die Kirchen das Recht heraus, ihnen die Lehrerlaubnis zu entziehen. Kirchliche Krankenhäuser, in denen selbstverständlich auch nur Kirchenmitglieder arbeiten dürfen, verweigern sogar vergewaltigten Frauen die Hilfe, weil angeblich Gott Empfängnisverhütung nicht will.

Wenn einem freigeistigen Verein für die Durchführung einer Tanzveranstaltung am Karfreitag mit einer 6-stelligen Strafe gedroht wird, dann ist das doch nichts anderes als eine Christenverfolgung im aktiven Sinn. Ich stelle mir dann immer vor, wie die Kirchen reagieren würden, wenn ihnen die Gewerkschaften versuchen würden am Tag der Arbeit Gottesdienste zu verbieten.

Und auch ich fühle mich von Christen verfolgt, wenn ein gewisser Schnitzlheimer mir mit einer Anzeige wegen Blasphemie droht und auf diversen Internetplattformen dadurch gegen aufgeschlossene Politiker zu Felde zieht, indem er auf diesen Internetauftritt verweist.

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