Ganz Transvesting greift etwa zur gleichen Zeit zum Lexikon und schlägt die Bedeutung des Begriffes "Nepotismus" nach. Wollen wir hier der Sache nachgehen und untersuchen, was dazu geführt hat:

Die Sache begann ganz unspektakulär: Es zeichnete sich ab, dass der Hausmeister der Schule in Westmünster in seinen verdienten Ruhestand gehen wollte. Um die Stelle neu zu besetzen, musste vorher ein Qualifikationsprofil erstellt werden. Voraussetzung war natürlich der erfolgreiche Abschluss einer Handwerkerlehre. Außerdem war wichtig, dass der Bewerber gut mit Kindern umgehen kann. Die Feuerwehr bat außerdem dringlich um die Berücksichtigung eines weiteren Kriteriums: Da viele aktive Feuerwehrleute in die umliegenden Städte in die Arbeit fahren, und der Hausmeister der Schule im Notfall immer abkömmlich sei, bat man darum, einen Aktiven der freiwilligen Feuerwehr zu bevorzugen. Außerdem liege das Feuerwehrhaus direkt neben der Schule und so könne es bei Alarm vom Schulhausmeister schnell aufgeschlossen werden. Egon Sattler, selbst ein aktiver Feurwehrler, versprach, sich für ein Mitglied der Feuerwehr einzusetzen.

Nachdem die Stelle mit dem Anforderungsprofil ausgeschrieben wurde, meldeten sich etwa hundert Interessenten. Letztlich entschied man sich für zwei Kandidaten, für einen von ihnen sollte sich der Gemeinderat in einer nicht öffentlichen Sitzung entscheiden.

Der erste Kandidat war Heizungsbauer und in einem Museum der Hauptstadt als leitender Angestellter in der Haustechnik beschäftigt. Außerdem war er aktiver Feuerwehrmann und bildete dort den Nachwuchs aus.

Der zweite Kandidat war Bäcker und kümmerte sich im Trachtenverein um die Jugendlichen. Bei der Feuerwehr war er nicht, wollte ihr aber beitreten, wenn der den Posten bekomme. Er hatte zwei Qualifikationen vorzuweisen: Er kann beim Pausenverkauf die verschiedenen Semmelsorten auseinander halten und zweitens war er der Schwiegersohn von Altbürgermeister Hirsch.

Die Entscheidung um den Posten schien die Gemeinde zu entzweien: Trachtenverein gegen Feuerwehr, Hirschanhänger gegen Sachlichkeit. Der Gemeinderat entschied sich in nicht öffentlicher Sitzung für den Bäcker.

Als durchsickerte, wie Bürgermeister Sattler abgestimmt hatte, traten die Feuerwehrkommandanten wegen schlechter Zusammenarbeit mit der Gemeinde zurück, Feuerwehrmänner traten aus der CSU aus. Und die SPD sprach davon, dass es sich dabei um einen offensichtlichen Fall von Vetternwirtschaft handle. Als außerdem durchsickerte, dass dem Bäcker die Arbeitsweise der neuen Schulheizung schon vor dem Gemeinderatsbeschluss erklärt wurde, war der allgemeine Ärger noch größer.

Es ergab sich aber nun, dass die Entscheidung kurz vor Kommunalwahlen getroffen werden musste. Die SPD beschloss, dies zum Thema des Wahlprogramms zu machen. Und nun war die Frage, wie dies schlagwortartig zu formulieren sei. Die einen plädierten für "Sachgerechte Personalentscheidungen", die anderen für "Vetternwirtschaft nicht mit uns". Teschtirp schlug "Kein Nepotismus" vor.

Genau so wurde es auf die Postwurfsendungen gedruckt. Und so geschah es, dass die SPD in Transvesting wenigstens einmal den Gang der Dinge beeinflussen konnte. Auch wenn sie nicht gewählt wurde, hat sie es wenigstens einmal geschafft, die Bürger zu veranlassen, zu einem Lexikon zu greifen.

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