Überlegen wir uns war wäre, wenn Scheven mit seiner geologischen Zeittabelle recht hätte.

Nach Scheven dauerte die Kontinentaldrift etwa 1000 Jahre, die nachfolgende Eiszeit 400 Jahre. Bekanntlich bewegt sich durch diese Kontinentaldrift Amerika und Europa/Afrika um etwa 4500 km auseinander, das heißt laut Scheven, dass die Platten im Jahr um 4,5km um den Globus gerast sind, ein Wahnsinnstempo im Vergleich zur Plattenverschiebung von wenigen cm im Jahr, wie sie wir in der Gegenwart messen können.(Von einem Beispiel einer rasanten Plattenverschiebung in der Gegenwart kann auch hier berichtet werden) Wenn wir uns überlegen, dass die Plattenverschiebung um etwa 1m ein heftiges Erbeben auslöst (vergleiche den Big Bang in San Francisco), hätten während der Schevenschen Kontinentaldrift 4500 Erdbeben pro Jahr (oder pro Tag 12) stattfinden müssen. Amerika wäre unbewohnbar gewesen. Ebenso hätten täglich mehrere Tsunamis rund um den Erdball die Küsten verwüstet.

Im Ergussgestein des mittelatlantischen Rückens lassen sich an magnetischen Bestandteilen nachweisen, dass sich seit der Trennung von Amerika und Europa/Afrika -nach Scheven also innerhalb von 1000 Jahren- das Magnetfeld der Erde etwa 200 Mal, also etwa alle 5 Jahre, umgepolt hat. Natürlich interessiert es Scheven nicht, wie sich innerhalb derartig kurzer Zeit ein neues Magnetfeld aufbauen konnte, und auch nicht, dass der radioaktive Sonnenwind, der vom Magnetfeld der Erde abgelenkt wind, während der Zeit des Umpolens ungehindert die Erde erreicht hätte.

Als Folge der Plattenverschiebung entstehen aber auch Faltengebirge. Der Himalaya hätte sich laut Scheven im Jahr um 15m heben müsse. - Richtig, 15m mal 1000 Jahre ergibt 15000m, so hoch ist der Himalaya nicht. So hoch wäre er aber, wenn nicht die gleichzeitige Abtragung am Gebirge gearbeitet hätte. Mit anderen Worten, in Tausend Jahren hätten die Flüsse 5 Millionen km³, im Jahr 5000 km³ abtragen müssen. In der Zeit fielen auf den Himalaya geschätzte 500km³ Niederschläge. Zur besseren Vorstellung, ein Liter Wasser der als Regen auf den Himalaya fällt, hätte etwa 5kg Gestein vom Himalaya abtragen müssen. Die Flüsse wären zu allen Zeiten eine Schlammlawine gewesen, die zu 80% aus festen Materialien bestehen hätten müssen.

Aber auch Vulkane entstehen in Folge der Plattenverschiebungen. Wenn sich alle Vulkane auf der Erde innerhalb der 1000 Jahren Schevenscher Kontinentaldrift gebildet hätten, hätte es täglich einen Ausbruch von den Ausmaßen des Krakatau-Ausbruches geben müssen, die den Himmel mit ihrer Asche so verdunkelt hätte, dass kein Sonnenstrahl ein Leben auf der Erde zugelassen hätte.

Scheven hat aber auch daran gedacht, dass Eiszeiten das Gesicht der Erde formten und hat ihnen in seiner geologischen Zeittafel etwa 400 Jahre zugestanden. Nachweislich gab es mindestens 4 Eiszeiten und konsequenterweise 3 Zwischeneiszeiten. Bleibt für jede der Eiszeiten etwa 100 Jahre, im extremen Fall jeweils 50 Jahre für das Wachsen der Gletscher und deren Schmelzen. Bei einer Länge von 300km hätten also die Gletscher im Alpenraum pro Jahr um 6 km wachsen oder schmelzen müssen. Für die Gletscher über Skandinavien würde ein Vielfaches gelten. Gletscher bewegen sich im Jahr etwa um 100m. Die Gletscher müssten also nach Scheven um ein Vielfaches schneller gewachsen sein, als sie sich überhaupt bewegen.

Die Gletscher haben im süddeutschen Raum auf einen etwa 50km breiten Streifen Material abgelagert, das teilweise mehrere 100m mächtig ist. Bei der üblichen Fließgeschwindigkeit und der bekannten Größe kann der Gletscher nach meiner Rechnung im Jahr aber nur eine Schicht von maximal nur 10cm ablagern.

Während der Eiszeiten wurde auch Löss abgelagert, feiner Staub, der vom Wind transportiert wird. An manchen Stellen ist der Löss bis zu 30m mächtig, und man kann sogar an den hellen und dunklen Schichten erkennen, dass es Kalt- und Warmzeiten gab. Während der Warmzeiten wurde nämlich der im Löss enthaltene Kalk ausgewaschen und in unteren Schichten wieder ausgefällt. Unter Berücksichtigung der Warmzeiten, müsste sich also nach Scheven in der verbleibenden Kaltzeit pro Jahr 10cm Staub abgelagert haben. Dann müsste aber das Gebiet vor den Gletschern ständig unter einer dichten Staubwolke gelegen haben. Tiere hätten in diesen unwirtlichen Bedingungen unmöglich überleben können. Mammutfunde im Moränenmaterial interessieren Scheven offenbar nicht.

Der oben erwähnte ausgefällte Kalk bildet im lockeren Löss relativ feste Steine, die Lösskindl (Foto). Diese Lösskindl finden sich aber nur in den untersten, also ältesten Schichten. Nach Scheven dauerte die die Eiszeit vor 3400 bis 3000 Jahren. Die untersten Lössablagerungen wären also nur 13% älter als die obersten und somit relativ gesehen etwa gleich alt. Und da fragt man sich schon, warum sich die Lösskindl nicht in allen Schichten befinden. Die Antwort liefert die wissenschaftliche Geologie. Danach dauerte die Eiszeit von ca. 2,6 Million Jahre bis vor 10 000 Jahren, somit sind die untersten Löss-Schichten nicht um läppische 13%, sondern um beachtliche 26 000% älter als die obersten.

In den Alpen gibt es eine Menge von Klammen, Täler mit senkrechten Wänden, die bis zu 100m hoch sind. Nach Scheven muss sich der Fluss in wenigen 100 Jahren nach der Auffaltung der Alpen um 10cm im Jahr durch das Gestein gefressen haben. Das ist aber unmöglich. Das wissen auch die Kreationisten und haben eine Antwort parat: Nach der Sintflut war das Gestein noch weich und der Fluss konnte sich dementsprechend leicht eintiefen. Dass auch altes Tiefengestein, das bereits vor der Sintflut vorhanden war, weich gewesen sein hätte müssen, interessiert Scheven nicht. Dabei bedenkt er auch nicht, dass sich eine Klamm nur in hartem Gestein bildet. Je weicher das Gestein ist, um so leichter wird es abgetragen und um so flacher werden die Hänge.

Noch ein Gedanke: Laut Bibel landete Noahs Arche nach der Sintflut auf dem Berg Ararat. Als Teil der alpidischen Faltung ist aber der Ararat nach Scheven erst nach der Sintflut durch die Plattenverschiebung entstanden. Das Ganze wird aber erst dadurch skurril, dass Schevens Gesinnungsgenossen auf dem Ararat nach Resten der Arche suchen.

Als Anhänger der Schöpfung in 6 Tagen interessiert es Scheven auch nicht, warum es in Australien unter den Säugern nur, und ausschließlich in Australien Beuteltiere gibt. Scheven glaubt, wie alle Kreationisten , dass alle Tiere, also auch die Beuteltiere, in der Arche die Sintflut überlebten. Wie Noah gerade die Beuteltiere nach Australien brachte, konnte mir noch kein Kreationist erklären.

All diese Informationen kann sich jeder halbwegs gebildete Mensch besorgen und die Zahlen mit Hilfe eines simplen Taschenrechners nachrechnen. Aber all diese Widersprüche und Fragen interessieren Scheven und die anderen Kreationisten nicht. Sie benötigen keinen Taschenrechner, weil sie sich ihre Infos aus der Bibel holen und sich ihr Weltbild so zu Recht biegen, dass es in das Mythenbuch mit der Schöpfungsgeschichte passt. Fragen, auf die sie keine Antwort wissen, stellen sie sich nicht, es könnten ja Zweifel aufkommen.

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